Anfängerfrage zur Beobachtung von Jupiters Großem Rotem Fleck

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Wenn ich meine Erfahrungen nehme und die obigen Lucky-Imaging Bilder sehe, dann denke ich, dass es echt schwer wird mit dem "60er Röhrchen" den GRF zu sehen.
Das denke ich auch. Dieses Jahr ist das Ding relativ blaß. Auf den Bildern ist der GRF aber ziemlich am Rand. Wenn dann würde ich die zwei Stunden wählen, wo er ziemlich zentral steht. Da ist der Kontrast schon deutlich stärker. Wenn die 60mm richtig gut sind...warum nicht?

Das ist dann halt noch die entscheidende Frage: durch was für 60mm schauen wir denn da? Mit einem guten 80mm Triplett sieht man den GRF auf jeden Fall locker. Mit meinem 4" f/10 China Achromat...naja. Ich hab noch einen 6" Maksutov der theoretisch auf den selben Kontrastdurchmesser kommt. Der zersägt den 4"er nach belieben. Das ist wie Tag und Nacht. Selbst das 80mm Triplett zersägt den 4" noch locker. Mit meinem 60mm ED habe ich bisher nur fotografiert, aber ich würde behaupten selbst der schlägt den 4"er in Sachen Kontrast.

Natürlich muss ein Achromat nicht schlechter sein als ein Triplett Apo und vor allem nicht so schlecht wie mein 4"er, wenn er die entsprechende Blendenzahl hat. Bei der Planetenbeobachtung kommt es ja nicht nur auf die Auflösung an, sondern auch wesentlich auf den Kontrast. Ein sehr guter Achromat braucht außer Brennweite dann noch gute Linsen, muss ordentlich gerechnet und das Doublett in sich gut justiert sein. Dann muss der Tubus gut geschwärzt sein und möglichst noch verblendet sein und die Linsen müssen zusätzlich noch gut vergütet sein. Gibt es sowas heute eigentlich überhaupt noch zu kaufen? Wenn man den Aufwand treibt, kommt man vermutlich mit einem ED Doublett im Endeffekt nicht mehr viel teurer raus, da dieser viel kompakter und leichter ist und eine kleinere Basis braucht.

Morgen am späten Abend steht der Fleck ja ganz gut. Den 60mm ED werde ich mal auf meine Montierung packen und einen Versuch starten. Ein Gutes haben die 60mm ja: da ist das Bild auch noch bei mäßigem Seeing ruhig.

Grüße
Joachim
 
Hi, ich hab es vor ein paar Tagen bei mäßigem Seeing mit dem 8" Newton gerade geschafft, ins Aug' gesprungen ist der GRF aber nicht, eher so: Er muss doch irgendwo sein.. hmm, dann muss er wohl das hier sein, dieses blasse Oval am Rand da :unsure: Nicht sehr beeindruckend, den hatte ich doch schon in einem kräftigeren Orange...
Dann ein Versuch mit dem 70mm Skylux ("Lidl") Achromat: Fehlanzeige.
Möchte nicht entmutigen, im Gegenteil, aber: leicht ist das derzeit nicht.
Grüße, Nik
 
Hallo Ulrike,

Jupiter steht ja nicht gerade Zenit-nah :cool: daher vielleicht auch mal direkt ohne Zenitspiegel/ Zenitprisma nur mit Okular beobachten. Immerhin ist das ja auch ein optisches Element, das mit seiner Qualität Einfluss auf das Bild nimmt. Ich werde das die Tage auch mal mit den 60mm Öffnungen testen.

Beste Grüße und klare Nächte
Frank
 
Hallo zusammen!
Na, da ist ja schon wieder einiges los in Sachen GRF im kleinen Teleskop. Sehr schön!

Das ist dann halt noch die entscheidende Frage: durch was für 60mm schauen wir denn da?
Die 60 mm gehören in meinem Fall nicht zu einem High-End-Spitzenklassegerät. Eher im Gegenteil. Die Okulare kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten und Erfahrung nicht beurteilen. Aber es gibt mit Sicherheit deutlich leistungssärkere, vermute ich mal. Dazu kommt noch die Unerfahrenheit der Anwenderin. Aber daran arbeiten wir gerade. :)

Möchte nicht entmutigen, im Gegenteil, aber: leicht ist das derzeit nicht.
Ja, schaut ganz so aus. Versuchen wir es trotzdem!

Jupiter steht ja nicht gerade Zenit-nah :cool: daher vielleicht auch mal direkt ohne Zenitspiegel/ Zenitprisma nur mit Okular beobachten. Immerhin ist das ja auch ein optisches Element, das mit seiner Qualität Einfluss auf das Bild nimmt.
Wusste gar nicht, dass man das machen kann. Danke, ist auch mal einen Versuch wert! :y:

Ich werde das die Tage auch mal mit den 60mm Öffnungen testen.
Wieder jemanden angesteckt, super! :)

Vielen Dank für euere Beiträge!

Im Moment mache ich in Sachen Jupiter-Beobachtung einige "Trockenübungen". Das Wetter lässt intensivere Live-Beobachtungen grad leider nicht zu.
Reinhard hat mir freundlicherweise das Rohbild zu dem Foto vom Beitrag Nr. 28 zukommen lassen (Danke nochmal! :D). Darauf ist Jupiter samt GRF am rechten Rand im 60 mm Teleskop zu sehen, mit schwachen Kontrasten. So ähnlich, wie er in meinem Teleskop ausgesehen hat. Wenn mir auch klar ist, dass es da schon noch einen größeren Unterschied zwischen einem Foto und dem Live-Bild im Teleskop gibt. Aber wir trainieren ja gerade lediglich den Blick für Jupiters Oberfläche. Und dafür ist mir dieses Foto eine große Hilfe.

Vorhin habe ich es am Computer so eingestellt, dass Jupiters Durchmesser etwa 1,5 cm betrug. In echt ist er in meinem Teleskop trotz Verdopplungslinse im 10 mm Okular noch etwas kleiner. Aber wir trainieren ja erst mal für den Ernstfall. Deshalb hab ich eine Bleistiftzeichnung von Jupiter nach diesem Foto von Reinhard angefertigt. Und das Zeichnen war in diesem Fall deutlich einfacher als draußen mit dem Auge am Okular. Denn gemütlich am Sofa bei Tageslicht zeichnet es sich doch viel entspannter als nachts draußen bei Rotlicht. Auch die Tatsache, dass das Foto am Bildschirm sehr praktisch anzuschauen war im Vergleich zum Teleskop, das ich Jupiter ständig hinterher schubsen musste, hat die Sache vereinfacht. Wie schön wäre so ein netter kleiner Nachführ-Motor...

Diese Zeichnung hätte ich euch gern an dieser Stelle gezeigt. Aber die Seite hat anscheinend gerade Probleme mit dem Hochladen von Dateien. Deshalb verschieben wir das auf später.

Morgen gegen 23:00 Uhr ist wieder GRF-Gelegenheit. Der Astro-Wetterbericht sagt erstaunlicherweise bei uns ganz brauchbare Bedingungen voraus. Leider hab ich morgen wieder Spätschicht. Mal sehen, wie fit ich anschließend noch bin. Werd auf jeden Fall versuchen, wenigstens einigermaßen pünktlich zu gehen. Dann könnte es zumindest zeitlich noch klappen, einen Blick hinauf zu Jupiter zu werfen.

Bin schon gespannt, wer von euch sich morgen Abend ebenfalls bei Jupiter tummelt (ja, Joachim, Du bist dabei!). :)

Herzliche Grüße
und klare Nächte!

Sabine
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo noch einmal!

Hier liefere ich die versprochene Zeichnung nach. Wie gesagt: ich habe sie nicht beim "Live" - Blick durch mein Teleskop angefertigt, sondern nach einem Foto, das durch einen 60 mm Refraktor entstanden ist. Kein großes Kunstwerk (das Foto schon, ich red jetzt nur von meiner Zeichnung ;)) und in einigen Details noch ungenau. Aber mal ein Anfang. Und mehr als ein Kreis mit zwei oder drei Querstrichen!

Der GRF ist am rechten Rand sichtbar - auch so auf dem Foto. Wenn auch nicht gut und nicht sehr kontrastreich. Aber immerhin. Und im nördl. Äquatorialband sind auch zwei kleine Stürme an der Grenze zum helleren Bereich darüber erkennbar. Und darüber ganz zart, nur zu erahnen, das Nordtropische Band. Oben und unten heben sich die beiden Polarregionen etwas dunkler von den angrenzenden helleren Flächen ab.

Ist doch schon mal was! Ich werd noch weiter trainieren und weitere Zeichnungen anfertigen. Eventuell auch mal in Farbe. Und vielleicht die Bildvorlage dabei noch etwas weiter verkleinern, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen und mich näher an die reale Situation heranzutasten.

Viele Grüße, bis bald und gute Nacht!
Sabine
 

Anhänge

  • Jupiter Zeichnung nach Rohbild.jpg
    Jupiter Zeichnung nach Rohbild.jpg
    58,9 KB · Aufrufe: 88
Hi Sabine,

tolle und sinnvolle Beobachtungs-Übung.

Die wirkliche Okular-Ansicht unterscheidet sich aber sehr stark von einem fotografischem Bild.
Wie du bestimmt schon mitbekommen hast ;) , tanzt dir ja der Jupiter im Sichtfeld herum und es gibt immer wieder ganz kurze Seeing Momente in denen er kristallklar dasteht. In diesen Momenten hat allerdings unser Gehirn einen Vorteil gegenüber einer Kamera. Unser Gehirn kann dieses Bild dann sozusagen einfrieren und sich darauf konzentrieren.

Gruß
Peter
 
Hallo Sabine,

wirklich klasse gezeichnet, weiter so! Wobei Du in der Zeichnung den Kontrast schon angehoben hast gegenüber dem Rohbild, aber das ist ja auch Sinn der Übung.

Was Peter oben über das "Getanze" schreibt ist leider in den allermeisten Fällen genau so, aber nicht immer. Bei meiner visuellen Beobachtung in der Nacht vom 26. auf den 27.8. mit dem 60mm/f15 FH hatte ich großes Glück und Jupiter hatte anscheinend überhaupt keine Lust zum Tanzen :D.

Wenn der GRF in den nächsten Jahren an Farbintensität zulegen, der Planet in Opposition und nicht zu tief stehen und keine Lust zum Tanzen haben sollte, dann müsstest auch Du den GRF eigentlich sehen können, wenn Du schön weiter übst und er sich uns denn zuwendet (was für ein Satz :-/ ).

Viele Grüße, CS und mögen die Planeten still halten,
Reinhard
 
Hallo ihr!

Die wirkliche Okular-Ansicht unterscheidet sich aber sehr stark von einem fotografischem Bild.
Ja, so ist es.

Wie du bestimmt schon mitbekommen hast ;) , tanzt dir ja der Jupiter im Sichtfeld herum
Was Peter oben über das "Getanze" schreibt ist leider in den allermeisten Fällen genau so, aber nicht immer. Bei meiner visuellen Beobachtung in der Nacht vom 26. auf den 27.8. mit dem 60mm/f15 FH hatte ich großes Glück und Jupiter hatte anscheinend überhaupt keine Lust zum Tanzen :D.
Nicht, dass ich was gegen ein Tänzchen mit meinem Angeschmachteten hätte... Aber wenn er da im Okular so alleine herumzappelt, macht das definitiv keine Freude! :ROFLMAO:
Wobei Du in der Zeichnung den Kontrast schon angehoben hast gegenüber dem Rohbild, aber das ist ja auch Sinn der Übung.
Ja, die Zeichnung hat etwas mehr Kontrast als die Vorlage. Aber so sehr viel auch nicht. Und wie Du schon sagst: Es ist ja auch der Sinn der Übung.

Wenn der GRF in den nächsten Jahren an Farbintensität zulegen, der Planet in Opposition und nicht zu tief stehen und keine Lust zum Tanzen haben sollte, dann müsstest auch Du den GRF eigentlich sehen können, wenn Du schön weiter übst und er sich uns denn zuwendet (was für ein Satz :-/ ).
Also, Reinhard, Du machst mir Spaß! So lange wollte ich eigentlich nicht warten, bis ich den GRF sehen kann. (Irgendwie dachte mein zuversichtlichstes Ich an morgen Abend...) :cry:

Oh, Mann! Ich will Jupiters Fleck sehen!!

Leute, es kann gut sein, dass ich irgendwann im Winter oder kurz bevor Jupiter wieder von der Bildfläche verschwindet, hier heulend und jammernd auftauche und euch anflehe, doch bei irgend jemandem durch ein Teleskop mit etwas größerer Öffnung nach dem GRF schauen zu dürfen. Muss kein Treppchen-Teleskop oder sowas sein. Aber groß genug halt, ... Stellt euch schon mal seelisch und moralisch darauf ein. ;)

Aber noch ist es nicht soweit. Noch werd ich Jupiter beim Tanzen zuschauen, mich anstrengen und entspannen gleichzeitig beim Blick durch mein kleines Teleskop und so viele Übungs-Zeichnungen anfertigen, dass ich meine Wohnung damit tapezieren kann!

Seid mir ganz herzlich gegrüßt!
Sabine
 
Leute, es kann gut sein, dass ich irgendwann im Winter oder kurz bevor Jupiter wieder von der Bildfläche verschwindet, hier heulend und jammernd auftauche und euch anflehe, doch bei irgend jemandem durch ein Teleskop mit etwas größerer Öffnung nach dem GRF schauen zu dürfen. Muss kein Treppchen-Teleskop oder sowas sein. Aber groß genug halt, ... Stellt euch schon mal seelisch und moralisch darauf ein. ;)
es ist tatsächlich hilfreich wenn man den GRF schon mal in einem grösseren Teleskop gesehen hat.
Das Gehirn merkt sich nämlich diesen Seheindruck und es würde dir dann sicherlich leichter fallen ihn auch in einem kleineren Teleskop zu sehen (oder einzubilden ;) ).

Ist zum Beispiel bei den manchmal ganz zarten Fleckchen von Galaxien genauso.
Wenn man mal weiss wie das aussieht, findet man es viel schneller.

Gruß
Peter
 
es ist tatsächlich hilfreich wenn man den GRF schon mal in einem grösseren Teleskop gesehen hast.
Das Gehirn merkt sich nämlich diesen Seheindruck und es würde dir dann sicherlich leichter fallen ihn auch in einem kleineren Teleskop zu sehen.

Ist zum Beispiel bei den manchmal ganz zarten Fleckchen von Galaxien genauso.
Wenn man mal weiss wie das aussieht, findet man es viel schneller.
Ja, kann ich mir gut vorstellen. Mach ich teilweise mit zweifelhaften Objekten so, die ich mal mit dem Fernglas und mal mit dem Teleskop anschaue.

Nochmals viele Grüße
Sabine
 
Schönen guten Morgen allerseits!

Nachdem ich gestern Abend mit der Forums-Schreiberei fertig war, kam mir der Gedanke, doch mal nachzuschauen, was denn der Himmel draußen so macht. Und da waren tatsächlich Sterne! Viele! :D

Also schnappte ich mir mein Teleskop, den Klapphocker und was zum Zeichnen und ging hinunter vors Haus. Denn auf meinen Balkon war Jupiter noch nicht herumgekommen.

Die Luft war sehr feucht, die ersten Nebelschleier stiegen von unserem Fluss aus nach oben, und ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch einige hohe Wolken da waren.

Als ich Jupiter dann in meinem 10 mm Okular plus Verdopplungslinse hatte, war die Euphorie schnell verflogen. Eigentlich hatte ich ein Metermaß mit hinunternehmen wollen, um mal auszumessen, wie groß Jupiter in diesem Arrangement wirklich zu sehen war. Das hatte ich natürlich oben gelassen (genau wie auch den Blau-Filter). Ich schätzte den Planetendurchmesser und kam dabei auf höchstens 5 mm. Weit weg von den 1,5 Zentimetern, auf die ich die Bildvorlage gestern für das Zeichnen skaliert hatte.

Und nachdem wir hier gerade noch von Jupiters Tanzfreude geschrieben hatten, gab der Kamerad nun in dieser Hinsicht zeitweise alles, was er konnte. Aber auch ruhigere Phasen waren da, in denen ich wieder das nördliche und das südliche Äquatorialband relativ gut erkennen konnte. Auch die untere (ach, immer diese Himmelsrichtungen!) Polregion erschien mir etwas dunkler als die oberhalb angrenzende hellere Zone. Scharf wurde das Bild nie, soviel ich auch an dem Einstellrädchen hin und her drehte. Außerdem fielen mir im Verlauf Gebilde in der Optik auf, die wie Schlieren aussahen und das Betrachten störten. Vielleicht lag das an der Luftfeuchtigkeit, die sich schon schnell auf meinem Teleskop niederschlug. Vielleicht liegt es auch an der nicht sehr berauschenden Qualität meiner Ausrüstung.

Ich zeichnete das, was ich sehen konnte. Dabei war es schwierig, wirklich nur das zu zeichnen, was erkennbar war. Und nicht das, an das ich mich durch die Übungszeichnung vom Nachmittag noch erinnerte und von dem ich wusste, dass es da sein musste. Heraus kam wieder mal ein Kreis mit zwei Querstrichen - und einer schattigen Polregion. Das Bild erspare ich euch.

Um vielleicht bei einer kleineren Vergrößerungsstufe etwas schärfer abgegrenzte Konturen zu bekommen, nahm ich mal die Verdopplungslinse heraus und betrachtete Jupiter nur durch das 10 mm Okular. Das Ergebnis war, dass der Planet nur noch halb so groß (winzig) war und auch nicht schärfer zu sehen.

Eine Weile rang ich mit mir, ob ich es wirklich wagen sollte, den Zenitspiegel herauszunehmen und zu sehen, was das brachte. Dann nahm ich meinen Mut zusammen, löste das Schräubchen und zog ihn heraus. Es war schon etwas beunruhigend, meine Verdopplungslinsen-und-Okular-Konstruktion so kopfüber nach unten in den Okularauszug (heißt das so?) zu stecken. Nachdem ich alles gut festgeschraubt hatte, musste ich den Stuhl beiseite schieben und in Hockstellung gehen, um Jupiter wieder anzupeilen und ins Okular zu bringen. Ganz gelang mir das auch nicht. Das lag daran, dass es doch recht unbequem war, so durch das Teleskop zu schauen. Außerdem fühlte ich mich mit diesem ganzen ungewohnten Arrangement auch nicht wohl. Deshalb brachte ich bald "alles wieder in Ordnung" und war froh, als der Zenitspiegel wirder dort war, wo er hingehörte.

Inzwischen war eine dicke Nebelschicht im Schein der nahen Straßenlampen zu sehen, deren Ausläufer bereits Jupiter erreicht hatte. Außerdem schlug eine Kirchturmuhr gerade eins. Deshalb packte ich zusammen.

Auch wenn mir wieder einmal klar wurde, dass diese Mission GRF in meinem 60 mm Refraktor echt schwierig werden würde, will ich es doch weiter versuchen. Und wie auch immer das ausgeht: Es ist einfach wunderschön, Jupiter anzusehen und sich mal eine Stunde oder länger für ihn Zeit zu nehmen. Es bringt (mir zumindest) ein tiefes Gefühl der Ruhe und etwas Friedliches. Und Verbundenheit mit dem Unvorstellbaren da draußen. Es ist einfach ein wunderschönes Erlebnis, das man auch dann nicht verpassen sollte, wenn man mit seiner Beobachtung eigentlich ein bestimmtes Ziel verfolgt und krampfhaft versucht, irgendwas erkennen zu wollen.

Nun bin ich wirklich gespannt auf heute Abend, wenn gegen 23:00 Uhr wieder die Chance auf den roten Fleck beteht. Zumindest in der Theorie. Hoffentlich klappt das auf der Arbeit, dass ich rechtzeitig Feierabend machen kann. Auf jeden Fall werd ich gleich klarstellen, dass ich abends noch eine Verabredung habe!

Allen, die heute ebenfalls ihr Glück mit dem GRF versuchen wollen, wünsche ich viel Erfolg!

Herzliche Grüße
Sabine
 
Guten Morgen zusammen!

Also eine weitere Runde in Sachen Sabine und der GRF. Da ich nun sowieso noch einen Teller Suppe zum Aufwärmen brauche, erzähle ich euch gleich zeitnah davon.

Hier die sachliche Kurzversion:


> Beginn: ca. 22.30 Uhr, Ende kurz vor Mitternacht
> Ort: gewohnter etwas erhöhter Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt
> Wetter: sternenklar, aber evtl. etwas hohe Bewölkung; im Tal und der Stadt deutlich sichtbarer Nebel, hier oben schon feuchte Luft, aber kein Nebel, 12 Grad kalt
> Mond: nicht da
> Gerätschaften: mein allseits bekannter 60 mm Refraktor, Verdopplungslinse plus 10 mm Okular für die Detail-Ansicht, das 20 mm Okular zum Orientieren, Blau-Filter, Papier und Bleistift

Beobachtungen
> Jupiter wieder mal nicht wirklich scharf zu bekommen, seine Wolkenbänder mal besser, mal schlechter erkannt; wechselnde Luftunruhe, aber insgesamt etwas weniger "getanzt" als nachts zuvor
> das nördliche Äquatorialband prominent und deutlich zu sehen, das südliche teilweise nur zu erahnen; die südliche Polarregion wieder klar erkennbar dunkler und gegen die hellere Zone darüber auch einigermaßen gut abgrenzbar; die nördliche Polarregion nicht wirklich erkennbar dunkler als der Bereich darunter
> keine Struktur, die eindeutig als GRF ins Auge sprang - weder von der Form noch von der Farbe her
> mit Blau-Filter vermutlich die Band-Strukturen etwas kontrastreicher als ohne; aber ob es in meinem ungeübten Auge einen wirklichen Vorteil brachte - weiß nicht; jedenfalls auch mit Filter nichts gesehen, was ich eindeutig als GRF hätte identifizieren können (wen wundert's??) ;)
> gegen Ende nochmal ohne Filter betrachtet, dabei mehrmals an einer Stelle im südlichen Äquatorialband den Eindruck gehabt, es würde ein wenig nach oben "abknicken" und minimal dunkler sein als der Rest, wobei der weitere Verlauf der Linie nicht mehr klar zu erkennen war (s. Zeichnung); alles recht unsicher gesehen und wahrscheinlicher eine Fata Morgana als wirklich ein Hinweis auf den GRF - aber momentweise schon der Eindruck, dass es wirklich so aussah und sich mit der Zeit auch etwas auf den Rand zubewegte

Fazit
> kein Jubelschrei, aber auch nicht die pure Verzweiflung
> eventuell eine Struktur gesehen, die unter Umständen ein Hinweis auf den Fleck gewesen sein könnte - genausogut aber auch nicht
> Blau-Filter ist durchaus eine Möglichkeit, die noch öfter ausprobiert werden sollte
> wieder mal weit von optimalen Beobachtungsbedingungen entfernt, auch brachte der Wechsel zum Platz außerhalb der Stadt keine wesentliche Verbesserung zum Balkon oder der dunklen Ecke hinterm Haus

Soweit zur Kurzversion.
Wer es hierbei belassen möchte, hole sich bitte auch heute die Verabschiedung und den Gruß noch am Ende des Beitrags ab. _maedchenhier:


____________________________________________________________________________


Und jetzt noch die ausführlichere Beobachtungs-Erzählung für den Genießer...

Wie nicht anders zu erwarten, war mein Dienst alles andere als ruhig und das pünktliche Ende mehr als unwahrscheinlich - wie immer, wenn man anschließend noch etwas vorhat. Trotzdem schaffte ich es irgendwie, gegen 22.30 Uhr an meinem altbekannten Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt anzukommen. Ich wollte heute die möglichst besten Voraussetzungen für mein Unternehmen haben, deshalb fuhr ich dorthin und blieb nicht zu Hause.

Kaum hatte ich mein Auto verlassen, stieg der "Gruselfaktor" auf eine mittlere Stufe an. Auf dem Wanderweg, der durch ein Waldstück zu meiner Wiese herauf führte, war Licht. Und ich war mir nicht sicher, ob das sonst auch schon immer dort gewesen war. Ich atmete ein paar Mal durch. Und nachdem sich der Lichtschein nicht bewegte, überzeugte ich mich davon, dass es kein Grund zur Aufregung sei.

Ich baute mein Teleskop zusammen und trug es zusammen mit dem Zubehör und meinem Klapphocker zu der kleinen Anhöhe hinauf, die mein Ziel war. Irgendwie kam es mir heute hier besonders dunkel vor. Dunkler jedenfalls als damals, als ich zusammen mit meinen beiden Freundinnen zuletzt hier gewesen war. Und kälter war es heute auch.

Zuerst ließ ich meinen Blick über den Himmel schweifen. Sofort fiel mir der Delfin ins Auge und ich freute mich, dieses eher unscheinbare Sternbild sofort erkannt zu haben. Ich begann schon zu bereuen, dass ich mein Fernglas zu Hause gelassen hatte. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass dieser Abend nur Jupiter und mir allein gehören sollte. Und da brauchte ich das Fernglas nicht.

Also begrüßte ich meinen Freund und richtete das Teleskop auf ihn. Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass auch hier draußen auf der Wiese seine Wolkenbänder nicht scharf zu bekommen waren, egal wie ich an den Rädchen hin und her drehte. Und - natürlich! - war da nichts, das sofort als roter Fleck ins Auge sprang. Ja, schön wär's gewesen. Aber auch keine Überraschung.

Ich ließ mich auf Jupiter ein und nahm alles, was ich sehen konnte, auf. Klarere Phasen und verschwommenere. Ist halt alles Natur - und Universum. Das unscheinbarere der Äquatorbänder, in dem irgendwo der Fleck sein sollte, war sehr sehr schwach. Leider. Ich versuchte es mit indirektem Sehen. Hm. Es war insgesamt alles unscharf und verschwommen. Dann probierte ich den Blau-Filter aus. War nicht schlecht. So richtig gut aber auch nicht.

Immer wieder warf ich einen Blick auf die Uhr und schätzte ab, wo der Fleck gerade ungefähr sein musste. Ungefähr. Wenn die Vorhersage einigermaßen zutraf. Ab und zu hatte ich den Eindruck, vielleicht etwas zu erkennen, das er sein könnte - genauso gut aber auch nicht.

Es wurde immer kälter und klammer. Das Teleskop war inzwischen taunass, meine Kleidung ebenfalls. Ich hatte mich warm angezogen, aber trotzdem kroch mir diese feuchte Kälte allmählich in die Glieder. Meine Finger wurden steif. Irgendwo war ein Geräusch, aber ich wollte es gar nicht hören. Ich wollte nur etwas auf Jupiters Oberfläche sehen, das ein Hinweis auf den roten Fleck sein konnte. Und eigentlich wollte ich wieder irgendwo hin, wo es wärmer war. Mein Nacken tat weh. Mein Kopf auch.

Und doch war mir da schon eine Weile eine Stelle in diesem dünnen Äquatorband aufgefallen, die etwas nach oben abgeknickt schien. Und eine Spur dunkler als der Rest des Bandes. Immer wieder verschwand das alles vor meinem Auge und trat dann wieder deutlicher hervor. Und ich bildete mir ein, dass diese Stelle sich im Lauf der Zeit auch ein Stück auf den Rand zu bewegt hatte. Ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich das wirklich so gesehen hatte oder ob ich es mir nur einbildete. Aber ich beschloss, das aufzuzeichnen. Wenn ich schon mal ein wenig das Gefühl hatte, vielleicht wirklich etwas gesehen zu haben, das auf den Fleck hinweisen konnte.

Ich holte die Zeichen-Sachen, die ebenfalls vom Tau angefeuchtet waren, und malte auf, was ich gesehen zu haben glaubte. Sicher bin ich mir da bis jetzt nicht, ob da auf Jupiter etwas wirklich so ausgesehen hatte. Aber es konnte durchaus sein.

Es wurde keine schöne Zeichnung. Das sollte sie auch gar nicht werden. Sie sollte nur diesen Eindruck, den ich hatte, festhalten. So gut das mit steifen, klammen Fingern bei Rotlicht eben ging. Und dann packte ich kurz vor Mitternacht zusammen. Es reichte irgendwie. War ja auch insgesamt schon ein anstrengender Tag gewesen auf der Arbeit.

Ich verabschiedete mich von Jupiter (Saturn hab ich wieder mal völlig außer Acht gelassen. Irgendwann nimmt er mir das übel!), genoss noch einmal den Blick zum Sternenhimmel und fuhr nach Hause.

Dort hieß es dann erst mal wieder, den ganzen Teleskop-Kram auspacken und trockenlegen. Und dann Suppe kochen. Ich brauchte was, um wieder auf Körpertemperatur zu kommen.

Die ist nun wieder hergestellt. Trotzdem liebäugele ich noch mit meiner Wärmflasche. Der August ist vorbei, da kann man das schon wieder guten Gewissens machen. Mein Nacken ist auch immer noch total verspannt. Gut, dass ich was zum Einreiben daheim habe - das braucht man immer öfter, wenn man keine zwanzig mehr ist und sich nachts stundenlang über ein Okular beugt...

Es ist spät geworden und meine Augen sind müde. Und das mit Jupiters Fleck, nun ja, wir versuchen es ein ander Mal wieder! :)

Gute Nacht oder guten Morgen, wann immer ihr diese Zeilen auch lest, sucht euch das Passende raus. ;)
Seid mir alle ganz herzlich gegrüßt!

Sabine
 

Anhänge

  • Jupiter_2021-09-02.jpg
    Jupiter_2021-09-02.jpg
    44,8 KB · Aufrufe: 84
Hallo Sabine, ich gehe mal davon aus, dass deine Zeichnung am Refraktor mit Zenitspiegel entstanden ist?

Die Orientierung ist dann aufrecht in der Vertikalen mit Norden oben, aber seitenverkehrt in der Horizontalen. Der Fleck rotiert dann spiegelverkehrt von rechts nach links, müsste also um 23:40 zum Zeitpunkt deiner Zeichnung eine halbe Stunde nach Meridiandurchgang bereits weiter links von der Bildmitte gestanden haben. Also etwa da, wo du den Knick im SEB gezeichnet hast!

Hart erkämpft, aber das ist doch schon mal ein Anfang!

Wann der GRF oder Great Red Spot historisch überhaupt zum ersten mal zuverlässig beobachtet wurde, ist äußerst umstritten. Sicherlich nicht von Galileo und seinen Zeitgenossen. Möglicherweise 1664 von Robert Hooke und ein Jahr darauf von Giovanni Cassini, aber es bestehen erhebliche Zweifel, ob es sich dabei wirklich um den heutigen Fleck handelte. Zuverlässig wurde er überhaupt erst sehr viel später, nämlich am 5. September 1831, also vor 190 Jahren gesehen.

Und seitdem hat er sich zwar vielfältig gewandelt, in Form und Farbe. Manchmal schien er fast zu verschwinden, manchmal bekam er sogar Kinder. Aber im Wesentlichen war er immer da. Vermutlich schon seit Hunderten von Jahren, aber das ist Spekulation.

Gruß, Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sabine,

Glückwunsch zur Sichtung! Ich bin ganz bei Peter und relativ sicher, dass Du ihn an der von Dir vermuteten Stelle gesehen hast. Ich habe gestern auch einen Versuch getartet (92mm Refraktor, ohne Filter) und muss sagen, dass er im Vergleich zu den beiden letzten Jahren seeeehr viel blasser ist. Ich befürche, viel besser als oben von Dir beschrieben wird's nicht mehr. Da hilft tatsächlich dann nur noch mehr Öffnung. Es lohnt sich natürlich trotzdem immer wieder zu beobachten, einfach um die besten Bedingungen abzupassen. Wenn die Luft steht (so wie bei mir vorgestern und gestern teilweise), dann tut man sich mit den kleinen Details leichter. Mit jeder Beobachtung gewinnst Du außerdem an Erfahrung und kannst dann schneller beurteilen was Du gerade siehst. Also: Glückwunsch und weiter machen!

CS Jochen
 
Hallo ihr!

Hallo Sabine, ich gehe mal davon aus, dass deine Zeichnung am Refraktor mit Zenitspiegel entstanden ist?

Die Orientierung ist dann aufrecht in der Vertikalen mit Norden oben, aber seitenverkehrt in der Horizontalen.
So ist es.

Der Fleck rotiert dann spiegelverkehrt von rechts nach links, müsste also um 23:40 zum Zeitpunkt deiner Zeichnung eine halbe Stunde nach Meridiandurchgang bereits weiter links von der Bildmitte gestanden haben. Also etwa da, wo du den Knick im SEB gezeichnet hast!
Glückwunsch zur Sichtung! Ich bin ganz bei Peter und relativ sicher, dass Du ihn an der von Dir vermuteten Stelle gesehen hast.
Na, dann einigen wir uns darauf, jetzt ein wenig zu feiern!! :jupiter::teleskop::love:
Ich geb ne Runde virtuelles Prickelgetränk aus und verstreu ein wenig Sternschnuppen-Konfetti und Luftschlangen quer durchs Forum!

....:*~~~**.:...*:~***.:.:.:.*~~.~***..:~~~....*.*~~~~
**..::..~~~*...:**~~~..*:.:*~~*.**..:..:~****...:~.~~**
...:**~~..:..**:..*~**..:~~*...:**~.*.*: ~~~***..:~~**..

Hart erkämpft, aber das ist doch schon mal ein Anfang!
Du glaubst gar nicht, wie hart...

Wenn ihr nicht immer wieder an meiner Seite gewesen wärt, hätte ich es noch nicht mal bis hierhin geschafft!
Danke! (wenn es hier ein Herzchen-Bildchen gäbe, würdet ihr alle zusammen nun eines bekommen)

Ich befürche, viel besser als oben von Dir beschrieben wird's nicht mehr. Da hilft tatsächlich dann nur noch mehr Öffnung. Es lohnt sich natürlich trotzdem immer wieder zu beobachten, einfach um die besten Bedingungen abzupassen. Wenn die Luft steht (so wie bei mir vorgestern und gestern teilweise), dann tut man sich mit den kleinen Details leichter. Mit jeder Beobachtung gewinnst Du außerdem an Erfahrung und kannst dann schneller beurteilen was Du gerade siehst.
Ja, wahrscheinlich geht es grad mit meinen Möglichkeiten nicht besser. Werd jetzt halt bei den nächsten Gelegenheiten weiter nach diesem Knick im Wolkenband suchen. Und vielleicht, wenn in ein paar Jahren der Fleck (hoffentlich) wieder etwas mehr Farbe hat und ich mir sicherer bin, dann gibt es hier die richtig große GRF-Party! :D
Vielleicht hat bis dahin mein kleines Teleskop ja auch einen etwas größeren Bruder... Nein! Nein! Nein!

Auf jeden Fall werd ich weiter dranbleiben. Im Grunde fängt es ja jetzt erst so richtig an! Auch wenn ich momentan manchmal das Gefühl habe, einiges von dem zu verpassen, was sich sonst so am Sternenhimmel gerade tut. Weil ich in den wenigen brauchbaren Nächten nur noch bei Jupiter herumhänge. Aber er ist halt schon was ganz Besonderes. Ja, ihr wisst Bescheid...

Ich werde weiter berichten, wenn sich was in dieser Sache tut. Und hoffe, ihr habt noch Lust darauf, mich noch ein wenig dabei zu begleiten!

Liebe Grüße
und allzeit klare Sicht!
Sabine
 
Ich habe gestern den GRF mit dem 6"-Apo beobachtet. Den Eindruck des "nach oben geknickten SEB" kann ich bestätigen. Das war natürlich nicht wirklich geknickt, aber es entstand eine Weile der Eindruck, als der GRF noch ziemlich randständig war. Der Fleck war blass, nicht intensiver als das SEB selbst, aber lachsfarben statt braun. Der Zwischenraum zwischen Fleck und SEB war deutlich aufgelöst. Mein Seeing war für die Verhältnisse an meinem Beobachtungsplatz superb, und ich konnte mehrere weiße Ovale auf der Südhalbkugel erkennen.

Hier ist ein hochaufgelöstes Amateurbild von cloudynights, worauf man erkennen kann, warum der Eindruck des nach oben Abknickens entsteht: Das SEB enthält eine dunkelbraune Struktur, die tatsächlich über den GRF kurvt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sabine,
Glückwunsch zu deiner Begeisterung und den tollen, kleinen Ergebnissen und Erlebnissen! Empfinde ich als sehr "elementar", diese Art es anzugehen und die Grenzen (nicht nur der Optik, sondern auch die eigenen) auszuloten:y::D.
Ich erinnere mich noch heute, als Teenager zum ersten Mal die beiden Bänder Jupiters durch zwei hintereinander gehaltene Ferngläser :eek::beobachten:_affeaugen: erahnt zu haben... Kein Scherz. Das erste war übrigens ein massives Flakglas 10x80, das man recht stabil z.B. auf einen Baumstamm auflegen konnte, das zweite ein 8x32 Zeiss Dachkantprismenglas. Den GRF konnte man damit natürlich nicht einmal erahnen, da hast du sicher das viel bessere Gerät (dessen Identität ja noch immer ein kleines Geheimnis geblieben ist:teleskop:).

LG Nik
 
Hallo zusammen,

ist etwas länger, sorry.

Ich habe gestern Abend auch probiert den GRF mit 60mm zu sichten. Als Instrument habe ich meinen TS 60mm f/5,5 ED Doublett mit fpl53 Glas verwendet, den ich auf einer alten Celestron Advanced GT montiert hatte. Nicht gerade ein Planetenspezialist, aber ordentlich korrigiert. Beobachtet habe ich durch ein Baader-Zeiss Bino mit 2,6x Glaswegkorrektor (wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht ein 1,7x ist, weil er verdächtig wenig optischen Weg reduziert. Ich hab das Ding schon so lange, dass ich vergessen habe, welcher das war). Okulare waren ein paar 12,5mm Olympus und 7mm Nagler Typ I, die mich auf 68x und 122x bzw. ca. 1mm und 0,5mm Austrittspupille.

Beim Blick durch die Olympus war mir sofort klar, dass bei 68x keine Chance besteht den Fleck zu sichten und danach die Olympus eigentlich nur verwendet, wenn ich die Nagler zum Wärmen in die Tasche stecken musste.

Als er so auf halben Wege zur Mitte war, habe ich das erste mal ganz kurz eine verdächtige Beule unten am südlichen Äquatorband auftauchen und gleich wieder verschwinden sehen. Kurz vor der Mitte kamen diese Momente dann öfter und ab und zu kam ganz kurz ein blassorangener Farbkontrast zum Vorschein. Das waren immer nur Sekundenbruchteile und es war immer an der Grenze der Wahrnehmung. Ansonsten war das südliche Band etwas strukturiert, das nördliche fast gleichmäßig. Der Raum dazwischen zeigte etwas Farbe aber wenig Struktur. Gegen Norden zum Pol sah man ab und zu eine Separation des untersten Streifens durchblinzeln als schwacher Kontrast. Der Südpol war dunkler aber ohne weitere Kontrastabstufung.


Im Gegensatz zu Sabine habe ich aber zuerst die Auswölbung nach unten wahrgenommen. Nach oben war da wenig zu sehen, im 60er an der Stelle gar nichts. Der Fleck hat eine etwas andere Farbe als das Band. Der Farbkontrast ist für mich der Indikator. Fotos kann man als Referenz für Jupiter kaum nehmen, wenn es um solche Feinheiten geht. Das hat ja nichts mehr mit der visuellen Wahrnehmung zu tun, was da auf den Bildern ist. Die Farben und Kontraste sind ganz anders und dann nimmt man gerne mal eine Nah-IR als Luminanz.

Da ich meine Beobachtung verifizieren wollte, habe ich kurz vor halb 12 meinen 80mm f/6 Triplett Apo geholt und mit dem selben Setup auf die Montierung gepackt. Hier liefern die Okulare 100x und 178x. Damit bin ich bei 0,8 und 0,45mm Austrittspupille, also nicht ganz im optimalen Bereich. Selbst ohne Auskühlen war der GRF hier schon schwach sichtbar und zwar genau an der Stelle, wo er im 60er immer wieder durchgeleuchtet hat. Der GRF ist dieses Jahr aber wirklich blass. Es gibt nur einen schwachen Kontrast zum Band, das etwas schmutzig-brauner Beige ist im Vergleich zum etwas orangeneren Beige des GRF.

Als der Apo besser ausgekühlt war, gab es ein paar ruhige Moment, in denen man den Fleck permanent deutlich als blass-orangenes Oval wahrnehmen konnte. Gegen den Südpol gab es einen schönen Kontrastverlauf von dunkler nach heller, gegen den Nordpol konnte man das Aufsplitten der schmalen Polarbänder sehen. Knapp unter dem nördlichen Äquatorband schälte sich ein feiner heller Kontraststreifen heraus, südlich begrenzt durch einen schwachen dunkleren Streifen, der gegen das südliche Band heller wurde und andeutungsweise etwas Struktur hatte. Das südliche Band war deutlicher strukturiert als das nördliche, insgesamt etwas schwächer, dafür aber mit einem etwas kühleren Braunton als das nördliche Band. Der GRF war schön von unten in das südliche Band eingelassen wie ein kleines blasses orangenes Auge.

Geht nun der GRF mit 60mm? Ja, in meinem Fall schon, aber es waren nur kurze Momente an der Wahrnehmungsgrenze. Wenn ich noch etwas gewartet hätte und die ruhigen Momente genutzt hätte, wäre er vielleicht sogar besser sichtbar gewesen. Das Triplett ist dem 60er natürlich deutlich überlegen. Bessere Korrektur, besserer Strehlwert, helleres Bild, höhere Auflösung. Ich hätte aber nicht gedacht, dass das so einen Unterschied macht.

Und der Ausblick? Was kann man noch tun?

Jupiter steht immer noch sehr tief. Auf der geringen Höhe bringen große Teleskope nicht so viel. Es geht weniger um die Auflösung und mehr um den Kontrast. Bei 25° Höhe bewirkt die atmosphärische Dispersion über das visuelle Spektrum einen Versatz von ca. 4". Ein 60mm Teleskop löst ca. 2" auf, d.h. man verliert hier zusätzlich zur Luftunruhe noch wertvollen Kontrast. Mit einem ADC oder wenn Jupiter in den nächsten Jahren höher steht, sollte der GRF mit 60mm problemlos gehen, wenn die Optik was taugt. Ab 40° Höhe dürfte mit 60mm ein ADC keinen Gewinn mehr bringen. Da die Abweichung gegen die Ende im Spektrum am größten ist, man visuell aber eher in den mittleren Wellenlängen empfindlich ist, dürfte schon in 1-2 Jahren ein ADC keinen großen Unterschied machen mit 60mm.

Dann ist da noch die Sache mit der Vergrößerung. Auch im Triplett war der GRF mit 100x nur relativ schwach zu sehen. Es braucht also Vergrößerung. Man sollte hier ruhig ans Maximum, d.h. 0,5mm Austrittspupille, gehen (in der Hoffnung, dass das der 2,6x Korrektor ist. Ansonsten etwas weniger).

Und was habe ich gelernt? 80mm sind besser als 60mm. Ok, das ist jetzt kein Wunder, aber der Unterschied war schon deutlich. Mit größeren Instrumenten habe ich Jupiter natürlich nochmal deutlich besser gesehen. Da stand er aber auch viel höher. Mit 60mm ist auch noch Luft nach oben, aber trotzdem hätte ich gesagt, dass Planetenbeobachtung erst ab 80mm anfängt die Details zu zeigen, die Planetenbeobachtung ausmachen. Auch wenn Jupiter in ein paar Jahren ganz hoch steht und die Luft absolut ruhig ist, kommt man für die schwachen Strukturen mit 60mm vermutlich in einen Bereich, wo man mit der Vergrößerung so weit hoch muss, dass Auflösung, Bildhelligkeit und damit auch der wichtige Kontrast darunter leiden.

Und sonst? Ansonsten habe ich noch ein Glühwürmchen gesehen und da ich meistens fotografisch unterwegs bin, ist mir wieder mal bewusst geworden, wie hell es außen rum ist mit den ganzen Straßenlampen, Wohnzimmern und vor allem Gartenbeleuchtungen. Es war ausnehmend klar. Die Milchstraße konnte man bis fast in den Perseus sehen, der noch relativ tief stand. Im Zenit war kurz vor 12 die Luft extrem ruhig. Mein Autofokus melde mir einen HFR Wert von 1,4". Gegen den Horizont hat das aber nicht unbedingt etwas zu sagen. Gegen morgen wurden die HFR Werte dann deutlich schlechter. Ab 11 hat sich noch unser Kater zu mir gesellt und sich tatsächlich fast ein Stunde brav neben mich gesetzt bis er sich dazu entschlossen hat mit lautem Getöse seine Schwester zu jagen. Da habe ich aber schon zusammen gepackt, meine Schmalbandaufnahme auf die Reise geschickt und bin ins Bett gegangen.

PS: ich hab aus dem Gedächtnis noch eine Zeichnung gemacht. Die werde ich nachreichen.
 
Hallo noch einmal!

Ich erinnere mich noch heute, als Teenager zum ersten Mal die beiden Bänder Jupiters durch zwei hintereinander gehaltene Ferngläser :eek::beobachten:_affeaugen:
Sowas geht?? Ähm, mein Fernglas hab ich sogar zweimal. Denn letztes Jahr fiel es mir nachts mal so herunter, dass ich damit danach alles doppelt sah. In meiner Verzweiflung kaufte ich mir dasselbe Fernglas noch einmal. Glücklicherweise konnte mir das verunglückte dann aber jemand wieder so geradebiegen, dass es wieder gut funktioniert und das neue nun als Reserve für den Notfall in seiner Schachtel abwartet. Hm. Du bringst mich auf Ideen...

(dessen Identität ja noch immer ein kleines Geheimnis geblieben ist:teleskop:)
Geheimnis ist es keines. Guckst Du? Im Beitrag Nr. 9 hab ich das Teleskop (incl. Foto) und Zubehör soweit es mir möglich war beschrieben.
Ich stell das nur nicht gern so prominent heraus. Denn hin und wieder überkommen mich hier nicht nur, was mein Teleskop angeht, Anflüge von Minderwertigkeitsgefühlen. Als Mensch, der insgesamt unsicher ist und speziell was die Astronomie betrifft, zwar interessiert, aber doch noch sowas von ahnungslos, ... Und wenn ich dann lese, was ihr alles wisst, könnt und macht, o je! :oops:

Kein Problem, das kennen die hier schon! ;)
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht! Er bestätigt mir, dass ich da wohl wirklich schon recht an die Grenze dessen rangekommen bin, was momentan in Sachen GRF mit meinen technischen Möglichkeiten drin ist.
Und beachtlich, wie man das Bissl, das man mit dem kleinen Gerät erkennt, benennen und beschreiben kann - wobei mir häufig noch die richtigen Worte fehlen.

Mit einem ADC oder wenn Jupiter in den nächsten Jahren höher steht, sollte der GRF mit 60mm problemlos gehen, wenn die Optik was taugt.
Magst Du mir noch kurz erklären, was ein ADC ist??

Auch wenn Jupiter in ein paar Jahren ganz hoch steht und die Luft absolut ruhig ist, kommt man für die schwachen Strukturen mit 60mm vermutlich in einen Bereich, wo man mit der Vergrößerung so weit hoch muss, dass Auflösung, Bildhelligkeit und damit auch der wichtige Kontrast darunter leiden.
Dann werden die Chancen auf den GRF im 60 mm Teleskop also nicht nur in Bezug auf die Farbe des GRFs in der Zukunft vermutlich etwas besser werden. Wieder ein Grund mehr, auch längerfristig dran zu bleiben.

Ab 11 hat sich noch unser Kater zu mir gesellt und sich tatsächlich fast ein Stunde brav neben mich gesetzt bis er sich dazu entschlossen hat mit lautem Getöse seine Schwester zu jagen.
Ja, die lieben Tierchen! Mein Kater hat gestern leider allein daheim warten müssen, bis ich wieder da war. Und auch danach sträflich wenig Aufmerksamkeit bekommen. Heute früh war er dann ebenso unausgeschlafen wie ich. Ist halt auch nicht sein gewohnter Tagesrhythmus! ;)

PS: ich hab aus dem Gedächtnis noch eine Zeichnung gemacht. Die werde ich nachreichen.
Bin schon gespannt darauf!

Viele Grüße
und danke für euere Beiträge!
Sabine
 
... Mit einem ADC oder wenn Jupiter in den nächsten Jahren höher steht...
Ich habe einen ADC von Greatstar eingesetzt. Der hat planparallele verkittete Keilplatten mit 1/10 λ. Deswegen hatte ich hohen Kontrast und Farbtreue. Ich habe den GRF wirklich lachsfarben gesehen, nicht mit orangen Beigetönen. Ohne ADC macht Jupiter im Sechszöller diese Opposition nicht wirklich Spaß..
 
Hallo in die Runde,

sehr schöne und interessante Berichte. Gratulation an Alle, besonders natürlich an Sabine, die den GRF "erahnen" konnten. Die in den Berichten beschriebenen Eindrücke erinnern mich sehr an meine kürzlich gemachten eigenen Versuche mit dem 60er FH, wobei ich den GRF ja nur mit Grün-Filter erhaschen konnte, ohne konnte ich ihn leider nicht erkennen.

Die letzten Nächte war ich nicht aktiv, da sind noch ein paar nicht astronomische Baustellen und das Wetter spielte auch nicht besonders mit, somit bin ich wenigstens ausgeschlafen ;).

Viele Grüße und klare Nächte,
Reinhard
 
Hallo Sabine,
danke für den Hinweis, dein Fernrohr hab ich glatt übersehen, entschuldige. Und nein, empfehlen würde ich es nicht, zwei Ferngläser hintereinander zu halten, der Kontrast säuft ab und die optischen Fehler werden extrem, da nicht dafür gebaut, also nur der Kuriosität halber, keine sinnvolle Methode. Der 60-700 hat dagegen optisch schon ein gewisses Potential, man kann ihn mit Bastelambitionen vermutlich hinsichtlich Kontrast verbessern, bei der gestellten Aufgabe aber als mittellanger Achromat wohl echt an der Grenze. Gratuliere nochmal zur Beobachtung!
Und dieser Beitrag ist einer der spannendsten für mich, gerade weil so persönlich und mit viel Herzblut und Unbefangenheit geschrieben. Das ist doch das Schönste, sich darauf einzulassen unbekanntes Terrain zu erkunden, ganz auf sich gestellt, ohne hochkarätige Geräte und Kenntnisse.
Mein schönstes Astro-Erlebnis? Unbekannte Sternbilder zum ersten Mal sehen. Und: Einen auffallend hellen Stern am Morgenhimmel im Fernglas plötzlich als Scheibchen erkennen (Jupiter!)...
LG Nik
 
Hier ist noch die Zeichnung. Die habe ich heute in der Frühe aus dem Gedächtnis gemacht. D.h. wenn in den Äquatorbändern die Buckel nicht an der richtigen Stelle sind, mag man mir das nachsehen. Den GRF habe ich versucht möglichst authentisch rüberzubringen. Der war echt blass.

20210902_094033.jpg


Hier ist noch ein Bild von dem Schnuckiputzi mit selbst gemachter Taukappe. Den kann man fast in die Tasche stecken.
20210901_160720.jpg


Und noch eins bereit zum Einsatz.
20210901_161653.jpg

Magst Du mir noch kurz erklären, was ein ADC ist??
Atmospheric Dispersion Corrector. Das ist ein Linsensystem, dass dir den Farbfehler durch die Atmosphäre korrigiert. Damit bekommst du bei tiefem Stand die Blau und Rot Säume weg. Der erhöht den Kontrast. Ich selbst habe auch aber auch (noch) keinen.

Vielleicht hat bis dahin mein kleines Teleskop ja auch einen etwas größeren Bruder... Nein! Nein! Nein!
Das würde ich auch empfehlen, wenn du nachhaltig Interesse an dem Thema hast. Und noch ein Montierung, die nachführt. Mond und Planetenbeobachtung hat ja noch andere Aspekte jenseits des GRF. Feine Albedostrukturen auf Saturn und den Ringen, Polkappen und Gebiete auf dem Mars, insgesamt den kompletten Jupiter.
 
Dann noch einmal hallo!

Gratulation an Alle, besonders natürlich an Sabine, die den GRF "erahnen" konnten.
In meinem Fall nur Dank euerer Unterstützung möglich! :y:

Die letzten Nächte war ich nicht aktiv, da sind noch ein paar nicht astronomische Baustellen und das Wetter spielte auch nicht besonders mit, somit bin ich wenigstens ausgeschlafen ;).
Hoffe, die Baustellen sind nichts Gröberes. Und dass Du wieder genug Gelegenheit zum Schlafen hast des Nächtens, beruhigt mich. Nein, ich hab Dir das Wetter nicht geschickt! :affemund:

danke für den Hinweis, dein Fernrohr hab ich glatt übersehen
War auch ganz gut versteckt. ;)

Und nein, empfehlen würde ich es nicht, zwei Ferngläser hintereinander zu halten, der Kontrast säuft ab und die optischen Fehler werden extrem, da nicht dafür gebaut, also nur der Kuriosität halber, keine sinnvolle Methode.
Gut, dann lassen wir das. Wenn ich wenig Kontrast will, muss ich nur mit dem Teleskop Jupiter anschauen, das geht einfacher. :)

man kann ihn mit Bastelambitionen vermutlich hinsichtlich Kontrast verbessern
O nein! Ich bekam schon einen halben Herzkasper, als ich nur den Zenitspiegel abnahm, um die Okular-Verdopplungslinsen-Konstruktion "ohne" reinzustecken. Wenn ich mal versehentlich am Leuchtpunktsucher hängen bleibe, bete ich, dass ich dabei nichts verstellt hab. Die Okulare fasse ich nur ganz vorsichtig an. Putzen traute ich mich sie überhaupt noch nicht, geschweige denn die Linse des Teleskops. Obwohl es vielleicht mal kein Schaden wäre. Teleskop-Basteleien? Nein, bitte nicht!

Und dieser Beitrag ist einer der spannendsten für mich, gerade weil so persönlich und mit viel Herzblut und Unbefangenheit geschrieben. Das ist doch das Schönste, sich darauf einzulassen unbekanntes Terrain zu erkunden, ganz auf sich gestellt, ohne hochkarätige Geräte und Kenntnisse.
Vielen Dank für die Blumen! Und ganz so allein auf mich gestellt wie bisher bin ich nun nicht mehr. Dank euch! (Herzchen-Bildchen)

Hier ist noch die Zeichnung. Die habe ich heute in der Frühe aus dem Gedächtnis gemacht. D.h. wenn in den Äquatorbändern die Buckel nicht an der richtigen Stelle sind, mag man mir das nachsehen. Den GRF habe ich versucht möglichst authentisch rüberzubringen. Der war echt blass.
Tolle Zeichnung! Man sieht deutlich, welch große Unterschiede die paar Zentimeter mehr beim 80 mm im Vergleich zum 60er gebracht haben. Da geht in Sachen Details schon einiges mehr!

Hier ist noch ein Bild von dem Schnuckiputzi mit selbst gemachter Taukappe. Den kann man fast in die Tasche stecken.
Der ist wirklich schnuckelig. Und handlich. Braucht bestimmt nicht viel Stauraum. Sowas nur ne kleine Nummer größer, hmm...

Ja, manchmal träum ich schon von was Größerem. Aber das ist dann halt schon eine Anschaffung. Und auskennen tu ich mich mit meinem jetzigen gerade erst mal so fürs Nötigste. Ein neues Gerät, das vielleicht dann auch noch ganz anders funktioniert, kann mich schnell überfordern. Dann braucht es einen Platz, an dem es wohnen kann, wenn es gerade nicht im Einsatz ist. Und ich muss es auch noch schleppen können, damit ich nicht nur auf meinen Balkon beschränkt bleibe - der auch nicht sehr groß und schon ohne Teleskop überfüllt ist.

Vielleicht fange ich mal zu sparen an, entrümple den Keller und trainiere ein paar Muskeln dazu. Und natürlich muss ich mir euch hier "warmhalten", damit ich dann - falls es mal ernst wird mit einem neuen Teleskop - nicht komplett auf die Nase falle.

Bis es soweit ist, gibt es allerdings noch so viel für mich am Nachthimmel zu entdecken, für das mein kleiner 60er noch lange ausreicht. Und sei es, mich an die Grenzen des Machbaren zu treiben.

Wenn ich ehrlich bin, liebe ich momentan mein Fernglas fast noch mehr als mein Teleskop. Denn es erstaunt mich immer wieder, wie viel im Sternenhimmel schon allein damit sichtbar wird. Und es ist gut transportierbar und auch sofort einsatzbereit, wenn es mal nur schnell um einen kurzen Blick zum Himmel vor dem Schlafengehen geht.

Mal sehen, wo die Reise während der nächsten Jahre noch hingeht.

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo ihr!

Heute war wieder GRF-Chance.

Gern hätte ich euch heute auch wieder einen schönen Bericht geschrieben. Aber schon ziemlich am Anfang meiner Beobachtungs-Runde hatte ich ein unschönes Erlebnis. Aus einem Nachbarfenster hörte ich Dinge, die mich sehr erschreckten und hilflos machten. Genau deswegen gehören sie jetzt nicht hierher. Und deswegen wird das heute hier sehr kurz und knapp.

Zwei Dinge möchte ich euch aber erzählen.

Ganz am Anfang, als alles noch gut war, suchte ich nach Kembles Kaskade. Die stand schon lange auf meiner Planungsliste, und ich wollte heute auch mal wieder was anderes anschauen, als nur immer Jupiter. Ein wenig musste ich den Wasserfall suchen. Doch genau in dem Moment, als ich mir sicher war, ihn gefunden zu haben, huschte eine Sternschnuppe mitten durch ihn hindurch. Das sah wunderschön aus!

Als es Zeit für Jupiter wurde, hatte ich aufgrund des Erlebnisses eigentlich gar keine Lust mehr auf ihn. Aber dann schaute ich doch zu ihm hoch. Und heute hatte ich den Eindruck, dass ich seine Streifen etwas besser erkennen konnte als letztes Mal. Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt oder nur Zufall war, aber ich hab wegen dem ständigen Tau meinem Teleskop auf Höhe der Linse eine selbst gehäkelte Manschette aus handgesponnener Schafwolle spendiert. Die Wolle lag schon lange herum und wartete auf ihre Bestimmung. Nun hat sie sie gefunden. Keine Ahnung, ob das wirklich was gebracht hat.

Was den Fleck betrifft, bin ich mir heute ein wenig sicherer als zuletzt, den Fleck gesehen zu haben. Der etwas dunklere Knick war wieder da. Und als der GRF etwa auf Meridianhöhe sein musste, hatte ich für einen kurzen Moment den Eindruck, auch so etwas wie ein kleines flächiges Oval zu sehen. Wirklich sicher bin ich mir da auch heute überhaupt nicht. Aber doch etwas mehr als letztes Mal.

Damit lasse ich es für heute bewenden.
Schlaft alle gut und seid mir ganz herzlich gegrüßt!
Sabine
 
Was den Fleck betrifft, bin ich mir heute ein wenig sicherer als zuletzt, den Fleck gesehen zu haben. Der etwas dunklere Knick war wieder da. Und als der GRF etwa auf Meridianhöhe sein musste, hatte ich für einen kurzen Moment den Eindruck, auch so etwas wie ein kleines flächiges Oval zu sehen. Wirklich sicher bin ich mir da auch heute überhaupt nicht. Aber doch etwas mehr als letztes Mal.
Das war dann heute gegen 00:47 MESZ, nicht wahr?

Mit selbst gehäkelter Taukappe, das soll hier mal einer nachmachen!

Gruß, Peter
 
Hi Sabine

ja der dunkle braune Knick am heller braunen Band, der ist das beste Indiz. Genau daneben ist der GRF.
Ich habe ihn gestern mal mit dem Dobson anvisiert, seeingbedingt leider nicht mehr als ca. 150-fach möglich.
Er ist groß - hab ihn schon kleiner gesehen - aber eher hellrot, sprich nicht lachsfarben und auch nicht tiefrot.
Das macht es schwieriger.
Hier auf dem Bild des Kollegen, sieht man das ganz gut. Das gibt einen guten Eindruck vom visuellen Eindruck wieder.
Vllt hilft es Dir nochmal als Orientierung. Ein kleiner Jupiter

CS
 
Hallo Sabine,

Heute Abend um 20:32 Uhr ist ja wieder GRF Termin, deswegen hier noch ein paar Gedanken zu deiner evtl. Beobachtungsnacht.

Gerade zur Vergrößerung gibt es viele Meinungen, von 2x Öffnung bis 1x Öffnung, was sinnvoll ist. Für dein Teleskop also 120 fache
Vergrößerung (gerundet Okular 6) und 60 fache Vergrößerung (gerundet Okular 12).

Allgemein wird deshalb oft die Normalvergrößerung oder förderliche Vergrößerung empfohlen, die sich aus Öffnung geteilt durch 0,7
errechnet und in deinem Fall einer 85 fachen Vergrößerung (gerundet Okular 8) entspricht.

Aus meinen Beobachtungen habe ich erfahren, daß 2x zu viel, 1x zu wenig und die förderliche Vergrößerung zu konservativ ist, da
neben dem Seeing auch das menschliche Auge eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Trotzdem würde ich in deinem Fall eine
100 fache Vergrößerung (Okular 7) nicht übersteigen, bzw. um diesen Bereich herum experimentieren.

Du schreibst “in Verbindung mit der Verdopplungslinse” benutzt du das 6 mm und das 10 mm Okular. Auch in anderen Beiträgen von
dir erwähnst du öfters die Verdopplungslinse.

Mit der Verdopplungsline bringst du eine weitere Linse in den Strahlengang, die eine Verdunklung und Kontrastreduzierung bewirkt.
Generell wird am Beispiel 100 facher Vergrößerung mit 7 mm Okular oder 14 mm Okular plus Verdopplungslinse die erste Variante
das besser Ergebniss erzielen obwohl beide Varianten die gleiche Vergrößerung ergeben.

Beim rein visuellen Beobachten habe ich noch nie eine Verbesserung durch die Barlowlinse feststellen können. Ich benutze meine
Barlowlinsen nur in Verbindung mit Astrofotografie.

Mein Tchibo 76/00 hat die gleiche Brennweite wie dein Teleskop und, wenn man die Obstruktion des Fangspiegels mit 20 mm abzieht,
auch in etwa die gleiche Öffnung. Für meine Beobachtungen benutze ich ein Zoom Okular 8 bis 24 fach. Bei den meisten Beobachtungen
zoome ich nur bis zum 8er Okular, was einer 87,5 fachen Vergrößerung entspricht und damit ziemlich nahe an der förderlichen
Vergrößerung liegt.

Auch mit meinen Planetary Okularen 5, 6 und 7 kann ich keine wesentliche Verbesserung mehr erzielen, ab 6 mm würde ich sogar sagen wird das
Ergebnis schlechter.

soviel wollte ich eigentlich nicht schreiben, deshalb hier noch die Kurzform

- mit deinem 06 mm Okular und Verdopplungslinse bist du bei 233 facher Vergrößerung und damit jenseits von Gut und Böse.
- mit deinem 06 mm Okular ohne Verdopplungsline bis du bei 116 facher Vergrößerung und damit nahe an einer nicht empfehlenwerten Maximalvergrößerung.

- mit deinem 10 mm Okular und Verdopplungslinse bist du bei 140 facher Vergrößerung und damit in einer Übervergrößerung.
- mit deinem 10 mm Okular ohe Verdopplungsline bis du bei 70 facher Vergrößerung und damit in einer Untervergrößerung bzw. Mondbeobachtung.

- mit deinem 15 mm Okular und Verdopplungsline bist du bei 92 facher Vergrößerung, und damit bei einer sinnvollen Vergrößerung mit Licht- und Kontrastverluste
- mit deinem 15 mm Okular ohne Verdopplungsline bist du bei 46 facher Vergrößerung, für Details auf Planeten nicht ausreichend aber zur Mondbeobachtung.

- mit deinem 20 mm Okular und Verdopplungsline bist du bei 70 facher Vergrößerung und damit in einer Untervergrößerung einschl. Licht- und Kontrastverlust.
- mit deinem 20 mm Okular ohne Verdopplungsline bist du bei 35 facher Vergrößerung, geeignet als Übersichtsokular zum Auffinden und für Mondbeobachtungen.

Nach oben würde ich deine Okularsammlung um ein 32 mm Okular erweitern und nach unten um ein 7 mm Okular.

Nachdem ich ein Baader Hyperion Mark IV Zoom Okular 8 bis 24 mm (kostet ca. 5 mal soviel wie das Tchibo) und ein billiges Zoom Okularen 8 bis 24 mm
unter 50 Euro besitze, hat mich natürlich ein Vergleich interessiert. Natürlich kommt das billige Okular nicht an das Hyperion heran, der Unterschied ist aber
nicht fünf mal so schlecht, außerdem entfällt der lästige Okularwechsel und der Transport ist einfacher, weil weniger Kleinkram dies nur als kleiner Randgedanke.

viel Erfolg heute abend (bzw. am Montag um 22:05 Uhr wieder)

*entfernt*
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben