Chinesische Raumstation

> Und was hat es mit dem roten Teddybär auf sich?

Kein Teddybär, sondern ein Ochse :oops: - der chin. Mondkalender (siehe auch: Himmelsjahr 2021). Das kleine Maskottchen hing auch schon bei der letzten Besatzung in der Station an der Wand. ...und wer sich wunderte, auf den Aufnahmen der letzten Monate immer mal wieder die rote Fahne mit Hammer und Sichel aufgehängt zu sehen: 100ster Jahrestag der Gründung der Chinesichen KP.

Im folgenden ein Video nochmal zur Andocktechnik bei Tianzhou-3 (inkl. Ochse an der Wand! :) ) und weitere Einzelheiten - engl. UT:

Start von Shenzou-13 ist für den 3. Oktober vorgesehen.
 
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Tatsächlich der Ochse! Wenn man genau hinsieht, erkennt man, daß das Tier Hörner und Ohren hat.

Mit der komplizierten Flugbahn von Tianzhou 3 meinte ich das Verhalten beim 5 km Haltepunkt. Das sieht aus, als würde Tianzhou dort wenden und die Triebwerke zum bremsen zünden. Von der niederen Bahn her kommend, ist das Raumschiff ja wohl zu schnell.

Viele Grüße
Johannes
 
Tja, es wird wohl am 16.10. losgehen - sehr wahrscheinlich doch mit Frau an Bord. Wer das sein wird, wird sich wieder erst sehr kurzfristig entscheiden. Beim letzten Flug wurde das Ergebnis erst einen Tag vor Abflug bekant gegeben.

Sorry für das falsche Startdatum oben (3.10.) - es war mehrmals in den Vorberichten gefallen und paßte auch gut in die chin. Feiertagswoche und die 100jährigen Parteifeierlichkeiten. Naja, dann eben in einer Woche.
 
Start ist jetzt genauer bekannt: Freitag, 15.10. - 18:24 MESZ (in China ist dann schon der 16.)

 
Am 14. Oktober 2021 wurden die Namen der Besatzung bekanntgegeben.
Es handelt sich um die Ersatzmannschaft der Vorgängermission Shenzhou 12:
  • Zhai Zhigang, 55 J., Kommandant, zweiter Raumflug (Shenzou 7 (2008))
  • Wang Yaping, 41 J., zweiter Raumflug (Shenzou 10 / Tiangong 1 (2013))
  • Ye Guangfu, 41 J., erster Raumflug

A Long March-2F launch vehicle will launch the Shenzhou-13 crew spacecraft from the Jiuquan Satellite Launch Center, Gansu Province, China, on 15 October 2021, at 16:23 UTC (15 October, at 00:23 China Standard Time).
 
Die Raumstation flog gerade durch den Schützen, von der Kapsel gibt's bei Heavens-Above leider keine Infos bisher.
Wann soll denn das Docking stattfinden? Es hiess irgendwas von 6 Stunden nach dem Start(?), also nach Mitternacht hier...?

Gruss
Thorsten
 
Sechseinhalb Stunden nach dem Start soll das über die Bühne gehen. Also ab Mitternacht MESZ - richtig.
Shenzou 13 wird übrigens "unten" (radial) andocken, da beide in der Hauptachse liegenden Ports der Station vorne und hinten mit Tianzhou-Transportschiffen belegt sind.

Live-Übertragung ab Mitternacht!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die chinesischen Medien haben in den letzten Tagen ziemlich viel über Wang Yaping, die Frau an Bord von Shenzhou 13 und nun auf der Weltraumstation, gebracht. Es gab Interviews im Fernsehen und in den Zeitungen. Sie ist auf dem besten Weg, das Gesicht dieser Mission zu werden.

In den Interviews kommt sie nach meinem Empfinden überaus charmant rüber. Man würde nicht vermuten, daß sie von Beruf eigentlich Militärpilotin ist. Und wenn dann noch das Video eingespielt wird, in dem sie mit ihrer kleinen Tochter spielt, schmilzen die Herzen. Ihr Mann, der ebenfalls Militärpilot ist, bleibt dagegen völlig unsichtbar.

Offensichtlich will man mit Wang Yaping als Vorbild die chinesischen Mädchen für die Raumfahrt interessieren. (Die ESA versucht gerade das Gleiche mit ihrer Astronautinnen-Barbie-Puppe, die gegen Wang Yaping allerdings blaß aussieht.)

Sie gilt auch als „erste Lehrerin im Weltall“, weil sie im Jahr 2013 bei ihrem damaligen Einsatz auf der chinesischen Weltraumstation für die Schüler auf der Erde eine Unterrichtsstunde in Physik gegeben hat. Sie hat damals Experimente mit Kreiseln, Pendeln und dergleichen in der Schwerelosigkeit vorgeführt. Für die jetzige Mission ist wohl Ähnliches geplant. Jedenfalls ist Wang Yaping für die populärwissenschaftliche Vermittlung der wissenschaftlichen Ergebnisse zuständig.

Die sozialen Medien wissen zu berichten, daß es Spannungen in der Ehe gegeben habe, weil ihr Mann schon 2010 ein Kind wollte, sie aber nicht, da das ihre Aussicht auf einen Weltraumeinsatz geschmälert hätte. Schließlich hat der Mann nachgegeben und die Pläne seiner Frau unterstützt. Also kam zuerst der Einsatz auf Shenzhou 10 (2013), und danach das Kind (2016). Um sich die Durchsetzungskraft von Wang Yaping zu vergegenwärtigen, muß man sich klar machen, daß Familie in China immer noch einen viel höheren Stellenwert hat als bei uns.

Viele Grüße
Johannes
 
Mal ganz abgesehen von dem Wirbel um die chin. Astronautin - ich bin immer noch schwer von der Offenheit der Berichterstattung begeistert. Das geht ja schon mal los mit dem haarkleinen Zeigen des Einstiegsmanövers der Astronauten am Boden, danach der Aufstieg mit Bildern aus dem Inneren der Kapsel, dann die Kopplung an die Station und wenig später das Umsteigen der Mannschaft in die Station - von allen möglichen Kamerapositionen aus. Auch ist die Bildqualität sensationell gut.

Beim Start saß wieder der Experte mit im Studio, der wirklich absolut alles über die Mission weiß und es mit einer Engelsgeduld auf Englisch erklärt (der Kollege mit der dicken Brille!). Er wurde auch gefragt, wie hoch die Belastungen für die Besatzung während des Aufstiegs ist: 5 g beim Zünden der zweiten Stufe, ansonsten "gemütliche" 3 g, was man auch an dem entspannten Verhalten der Astronauten gesehen hat. Die konnten ohne Probleme während der Beschleunigung die Arme heben.

Übrigens: der ältere Herr neben dem Experten im Studio ist der Leiter der bemannten chin. Raumfahrt, wenn ich mich recht erinnere. Ihn haben sie mal in seinem Büro gezeigt. Wirklich sehr putzig: im Hintergrund standen tatsächlich Modelle mehrerer Raketen und der Mondlandefähre aus Lego bzw. chin. Klemmbausteinen. Die kleinen Lego-Männchen waren auch zu erkennen... - das war doch sehr sympathisch! :D
 
In der Offenheit der Berichterstattung spiegelt sich wohl so etwas wie ein neues chinesisches Selbstbewußtsein. In den vergangenen Jahrzehnten waren die Menschen in China der Überzeugung, daß alles, was aus dem Westen kommt, besser sei als das, was China selbst zu bieten hat. Aber seit ein paar Jahren ändert sich das. Die traditionelle chinesische Kultur wird in China wieder höher geschätzt als zuvor. Die Kinder lesen in der Schule klassische chinesische Literatur. Die Corona-Krise hat bei vielen Chinesen den Glauben an die Überlegenheit des Westens (und damit auch an die eigene Minderwertigkeit) nochmals erschüttert. Offenbar haben sie nun so viel Vertrauen auch in die eigenen technologischen Fähigkeiten, daß sie nicht mehr befürchten gedemütigt zu sein, wenn während der Live-Übertragung etwas schief geht.

Viele Grüße
Johannes
 
Auf cgtn.com gibt es den Live-Bericht zum ersten Außeneinsatz der Shenzhou 13 Besatzung, der heute vormittag (Peking-Zeit) stattgefunden hat. Wang Yaping und Zhai Zhigang waren draußen.

Viele Grüße
Johannes
 
Die Astronauten in der chinesischen Raumstation führen gerade ihren zweiten Ausseneinsatz durch. Diesmal sind die beiden Männer draussen. Hier gibt es eine kurze Zusammenfassung auf Englisch:


Youtube hat auch einen langen Bericht, ebenfalls auf Englisch.

Viele Grüße
Johannes
 
Artikel 5 des UN Weltraumvertrags von 1967 sieht vor, daß die Unterzeichnerstaaten den Generalsekretär der Vereinten Nationen über Vorfälle im Weltraum informieren, die eine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von Astronauten darstellen. Dementsprechend hat China dem Generalsekretär gestern eine diplomatische Note überreicht, die über zwei gefährliche Annäherungen von Starlink Satelliten an die chinesische Raumstation berichtet. Dem Weltraumvertrag zufolge haften diejenigen Staaten, von deren Boden aus der Start stattfindet, für Schäden, die durch Satelliten privater Weltraumunternehmen wie etwa SpaceX verursacht werden. Deshalb ging diese Note an die Vereinten Nationen.

Der erste Vorfall ereignete sich am 1. Juli 2021. Starlink Satellit 1095, der eigentlich in 550 km Höhe kreisen sollte, war auf den Orbit der Raumstation in etwa 390 km Höhe abgesunken und drohte mit ihr zu kollidieren. Der zweite Vorfall: Am 21. Oktober 2021 war Satellit 2305 von seiner Bahn abgekommen und auf einen unkontrollierbaren Kurs geraten, auf dem er ebenfalls eine Gefahr für die Raumstation darstellte. Auf beide Annäherungen reagierte die chinesische Raumstation mit einem Notfall-Ausweichmanöver. Zu beiden Terminen war die Station bemannt, so daß Astronauten gefährdet waren.

Die meisten Starlink Satelliten bewegen sich in Höhen von 550 bzw. 1000 Km. Aber etwa 8000 werden oberhalb von 330 Km Höhe platziert, also in dem Bereich, wo sich auch die Raumstationen befinden. Wahrscheinlich ergeben sich dann noch mehr gefährliche Annäherungen.

Viele Grüße
Johannes
 
Und jetzt stelle man sich vor, das Musk alle 30000 Satelliten oben hat +Amazon+ die Chinesen selber.......
Und eines ist ja sicher, was passieren kann, das passiert auch irgendwann mal. Die Frage ist nur,
wie man dann den Schaden begrenzen könnte.
Und ja, lässt man rechtsfreie Räume zu, dann werden sie eben auch genutzt und die Vernunft bleibt auf der Strecke
Aber meine Meinung zu Starlink ist ja bekannt .....
Viele Grüße und ein Gutes und gesundes Neues Jahr Michael
 
Die Frage ist nur,
wie man dann den Schaden begrenzen könnte.
Dem Astrophysiker Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics zufolge, der jetzt immer in den Zeitungen zitiert wird, hätte ein Zusammenstoß zur Totalzerstörung der Raumstation und zum Tod aller Astronauten geführt.

Wenn es stimmt, daß all das Schlimme, das passieren kann, auch irgendwann passiert - und ich glaube ebenso wie Michael, daß es stimmt - dann müßte man wohl sehr bald etwas unternehmen, damit ein Zusammenstoß nicht passieren kann. Vor allem müßte man die Satellitenschwärme aus der Zone verbannen, in der bemannte Raumfahrzeuge unterwegs sind.

Viele Grüße
Johannes
 
hätte ein Zusammenstoß zur Totalzerstörung der Raumstation und zum Tod aller Astronauten geführt
... und die politischen Konsequenzen dessen wären gar nicht auszudenken. Denn die USA würden dem Weltraumgesetz zufolge die Verantwortung tragen, wenn auch die NASA mit SpaceX vertraglich vereinbart hat, daß SpaceX selbst für Schäden, die von seinen Raumfahrzeugen verursacht werden, aufkommen muß. Aber dieser Schaden wäre finanziell gar nicht ausgleichbar.

Viele Grüße
Johannes
 
Die Chinesen haben ihre Raumstation aber NACH Starlink installiert.

Iss fast wie überall im Leben.
Leute bauen ihr Haus neben einem Sportplatz, oder Schützenverein (bekommen sogar günstiger) und beschweren sich dann wegen Lärmbelästigung.
 
Das Weltall ist kein rechtsfreier Raum, in dem jeder herumfliegen darf, wie er will. Wer einen Satelliten in den Orbit bringen möchte, egal ob staatlich oder privat, muß dazu einen Antrag bei der entsprechenden nationalen Behörde stellen. Im Falle von Starlink ist das die USamerikanische „Federal Communications Commission“ (FCC). Dort wird ein bestimmter Orbit beantragt, spezifiziert nach Höhe und Bahnneigung. Außerdem muß sichergestellt sein, daß der geplante Satellit keine Gefahr für andere Raumfahrzeuge darstellt, auch nicht auf dem Weg in seinen Orbit (der kann bei Starlink lange dauern, da die Satelliten zunächst in niedrigeren Bahnen ausgesetzt werden und dann mithilfe ihrer eigenen Motoren zum vorgesehenen Orbit aufsteigen), und auch nicht nach Dienstende des Satelliten (es gibt gefahrlose „Friedhoforbits“, meist oberhalb des Arbeitsorbits, in die ausgediente Satelliten mit ihrem letzten Treibstoff hinaufgeschossen werden). Die nationale Behörde meldet im Falle der Bewilligung des Antrags den vergebenen Orbit an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, der diese Daten sammelt und für alle Weltraumnationen zugänglich macht. Dadurch wissen alle Interessenten, welche Orbits noch frei bzw. aktuell belegt sind.

SpaceX hat vor einigen Jahren bei der FCC zwei Orbits für seine Starlink Satelliten erfolgreich beantragt. Der erste liegt bei 570 km Höhe, der zweite bei über 1100 km Höhe. Allerdings hat Starlink im April 2020 eine Änderung verlangt: Die ursprünglich für den hohen Orbit vorgesehenen Satelliten sollten nun niedriger, nämlich auf 540-570 km Höhe fliegen. Die Konkurrenz (Amazon, Viasat etc.) hat dagegen scharf protestiert, weil sie Funkinterferenzen mit ihren eigenen (projektierten) Satelliten befürchtet. Dennoch hat die FCC Ende April 2021 der Planänderung von SpaceX zugestimmt.

Beim ersten Vorfall mit der chinesischen Raumstation ging es darum, daß Starlink Satellit 1095, der sich ursprünglich auf dem genehmigten Orbit in 555 km Höhe befand, sich in der Zeit vom 8.5.-24.6.2021 auf eine Höhe von 383 km manövriert hat, und seitdem auf dieser Höhe unterwegs ist. Dabei ist er der chinesischen Raumstation, die in 390 km Höhe kreist, am 1.7.2021 gefährlich nahegekommen, so daß die Raumstation ein Ausweichmanöver fliegen mußte. Dieser Starlink Satellit hatte erstens keine Genehmigung für den niedrigen Orbit. Und zweitens hat er diesen nicht genehmigten Orbit erst angesteuert, NACHDEM die chinesische Raumstation mit ihrer Besatzung dort bereits stationiert war.

Der zweite „close encounter“ betraf Starlink Satellit 2305. Es heißt, er habe kontinuierlich manövriert und sei dabei der Raumstation am 21.10. zu nahegekommen. Da die Manöverstrategie unbekannt und die Orbitalelemente schwer einzuschätzen waren, hat die Raumstation abermals Ausweichmanöver vollzogen. Auch dieser Satellit hatte keine Genehmigung für den niedrigen Orbit. Und auch er hat diesen Orbit erst angesteuert, NACHDEM die Raumstation bereits dort war.

Warum die beiden Satelliten ihren vorgesehenen Orbit verlassen haben, und was genau sie in der Nähe der chinesischen Raumstation getan haben, weiß wohl nur Space X. Aber Space X schweigt zu den Vorfällen konsequent.

Hier noch die diplomatische Note der Chinesen an den Generalsekretär der UN:

https://www.unoosa.org/res/oosadoc/data/documents/2021/aac_105/aac_1051262_0_html/AAC105_1262E.pdf

Viele Grüße
JOhannes
 
Na ja, Johannes,
das klingt erstmal alles gut, aber wenn man hinterher alles doch wieder ändert und keine Restrictionen erfolgen,
dann sind das für mich rechtsfreie Räume. Im Grunde könnte man das nur ändern, wenn man eine von allen Akteuren anerkannte
internationale Stelle hätte mit weit reichenden Kompetenzen, das Ganze zu regeln und zu überwachen einschließlich der
Durchsetzbarkeit von Verboten und Strafen. Alles andere auf nationaler Ebene ist kalter Kaffee.

Neujahrsgrüße von Michael
 
Hallo Michael,

Du hast insofern recht, als das Weltraumrecht sicher einer Überarbeitung oder Modernisierung bedarf. Es stammt aus den 1960er Jahren, als im Orbit noch wenig los war. Damals gab es noch keine privaten Anbieter. Vor allem durch die Kommerzialisierung der Raumfahrt ist in den letzten Jahren eine Situation entstanden, die nach einer stärkeren rechtlichen Regulierung verlangt. Mit dem Weltraumausschuß der Vereinten Nationen gibt es ja eine internationale Stelle, deren Befugnisse aber wohl verstärkt werden müßten. Ein Problem liegt auch darin, daß zwar alle Weltraumaktivitäten von den jeweiligen nationalen Behörden genehmigt werden müssen, doch gibt es keine einheitlichen Standards für diese Genehmigungen. Manche Behörden verlangen mehr Daten und Sicherheitsvorkehrungen, und andere sind mit weniger zufrieden.

Der Deutschlandfunkt hat mal ein interessantes Interview mit einem Weltraumjuristen gebracht:

Viele Grüße
Johannes
 
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