@Sebastian
Nein, das sind völlig unterschiedliche Sachen.
Eigentlich bezeichnet man mit Augenabstand den Abstand der beiden Augen zueinander, also wie weit man die Okulare auseinander ziehen muss, um mit beiden Augen praktisch mittig durch ein Bino sieht. Das Wort Augenabstand wird oft fälschlicherweise mit dem Pupillenabstand verwechselt, der den Abstand der Augen zum Okular beschreibt, um noch das gesamte Bildfeld im Okulars erkennen zu können.
Der Augenabstand, bzw. besser Pupillenabstand der Augen zu den Okularen entscheidet, wie weit man in die Dinger "hineinkriechen" muss, um das volle Gesichtsfeld der Okulare noch sehen zu können. Je weiter entfernt, umso
komfortabler sind die Okulare in dieser Disziplin. Je größer der Abstand zwischen den Augen und den Okularen, um so freier hat man das Gefühl beobachten zu können. Das ist natürlich der Idealfall ... fast so wie Breitwandfernsehen.
Für die Okulare mit geringem Pupillenabstand, muss man irgendwie versuchen mit der eigenen Anatomie an die Dinger so heran zu kommen, dass man noch das gesamte Feld beobachten kann, ohne dass man sich irgendwie an den Dingern stößt und quetscht oder mit den Wimpern bereits die Linsen verschmiert. Und was dem einen gefällt, muss dem anderen noch lange nicht gefallen. Das ist fast so wie beim Klamottenkauf.
Wer das nicht aiusprobiert, kann hinterher nur Frust entwickeln.
Es gibt aber noch weitere Faktoren. Was mit Nervosität bezeichnet wird, ist das Verhalten der Okularen, wenn man nicht absolut genau durch die Mitte sieht, man sagt auch in der Achse. Je nach Okulartyp kann eine geringe Abweichung aus der Achse heraus schon zu Verzerrungen und Farbspielen von Sternen führen. Bei manchen Okularen kann man noch die Augen vor dem Okular etwas schwenken, ohne dass sich irgendwelche Verzerrungen an Sternen zeigen. Bei Monokularer Beobachtung findet man leichter den optimalen Punkt oder Sweet Spot. Bei zwei Okularen wird es schon schwieriger.
Und dann gibt es noch den Kidney Bean Effekt, der beim Schwenken der Augen aus der Achse der Okulare zur Abschattung führen kann. So als ob eine schwarze Blende von der Seite in das Bild geführt wird. Da sind die Okulare unterschiedlich enpfindlich. Je nach Okulartyp. Den einen stört es mehr, den anderen weniger.
Und dann hätten wir noch eine Korrektur der Bildfeldwölbung, die manche Okulare besser können und andere weniger. Mit der Bildfeldwölbung wird man meist bei Linsenteleskopen konfrontiert. Hier muss das Licht im Optimalfall in der Bildmitte den gleich langen Weg zurücklegen wie am Rand. Wenn nicht, bezeichnet man das als Bildfeldwölbung. Und das bedeutet, eine scharfe Mittenabbildung lässt dann am Rand nach, wo man eigentlich nachfokussieren müsste. Junge Augen können das ganz gut ausgleichen, alte Augen nicht mehr so. Aber es gibt Okulare, die das auch ganz gut korrigieren. Und dazu gehören fast alle Okulare von Televue. Die einen mehr, die anderen weniger. Und je länger die Brennweite, umso unkomplizierter die Angelegenheit für die Okulare. Aber heutzutage wollen alle meist nur kurzbrennweitige Geräte, aber die haben eben so ihre Tücken. Mit langen Brennweiten kommen die meisten Okulare problemlos zurecht. Je kürzer aber die Brennweite, umso größerdas Problem mit der Bildfeldwölbung. Aber manche stört das weniger.
Als Anfänger ist man mit der ganzen Problematik noch nicht vertraut. Das erlernt man dann alles im Lauf der Zeit und vor allem, wie sich das in der Praxis zeigt. Da kann man noch so viel Theorie aufnehmen, in der Praxis entscheidet sich meist sehr schnell, was man sich erst in der Theorie ganz anders vorgestellt hat. Das optimale Beobachten mit Großferngläsern und Doppelrefraktoren muss man erst ein wenig erlernen. Aber wen das beidäugige Beobachten erst einmal gepackt hat, den lässt es meist nicht mehr los!