Doppelsterne im kleinen Refraktor

Ich freue mich am meisten über Doppelsterne, die irgendwie sofort suggerieren, hey, das sind wir zwei und wir dominieren mit unserer Erscheinung das Umfeld.

Lieber Rene, ich frage mich oft, nach welchen Kriterien eigentlich eine bestimmte Doppelstern-Beobachtung berichtenswert ist - z.B. für die VdS-Sammlung von Doppelstern-Beobachtungen. Streng und allein angewandt würde ein in dieser Weise definiertes Kriterium der "Freu-Würdigkeit" die VdS-Sammlung wohl auf ein Zehntel der Einträge oder noch weniger zusammenschnurren lassen. Sie trifft aber gut das, worum es auch mir bei der rein visuellen Freude an Doppelsternen im Kern geht!

Beste Grüße, Christopher
 
Hallo zusammen,

vor kurzem musste wieder der 90/600 Apo an die frische Luft und ins Zenit zu Omikron1 Cygni blicken:

Omikon1 Cygni.jpg


Bemerkenswert ist der Farbkontrast. Bei der schwächsten Komponente ist die Farbwahrnehmung eher geraten als gesehen. Da der Stern auch bei mäßigen Bedingungen gut aufzufinden ist, ist er ein dankbares Ziel.

Viele Grüße
Uwe
 
Hallo Uwe,
Ich glaube, Komponente B heisst eigentlich D? So jedenfalls bei Stelledoppie. Erlaube, meine Beobachtung dieser wunderschönen Gruppe mit Mini-Refraktor - genau gesagt 15x45 Fernglas - zu ergänzen:
A-D: Sehr weit getrennt aber noch als zusammengehörend empfunden. A (31 Cyg) orange-rot, D (30 Cyg) eisblau. C gut von A abgesetzt und zart eisblau, wie ein Echo von D. Eine wunderbare Fernglas-Dreier-Gruppe bei dieser Vergrößerung, weiter akzentuiert durch den nahen, ebenfalls orange-roten Omicron2 Cygni. Sowohl die Helligkeiten als auch die Farben von Omi1A und Omi2 erscheinen mir praktisch identisch.

Beste Grüße, Christopher
 
Hallo Uwe,

Omikron1 Cygni ist eins der wenigen weit auseinander stehenden Systeme, bei denen ich trotzdem das Gefühl habe, die gehören irgendwie zusammen. Und dabei ist es noch nicht mal ein physikalisches System ;).

Hallo zusammen,

Vorgestern Nacht habe ich mich zu sehr fortgeschrittener Stunde (schon fast im Morgengrauen) mit dem 12x42 Fernglas in den Wintersternbildern mein Unwesen getrieben. Ich wollte eigentlich Deep Sky-Objekte beobachten, bin dann aber immer wieder an einigen sehenswerten (und weniger sehenswerten, aber trennbaren) Doppelsternen hängen geblieben, die ich Euch hier vorstellen möchte:

Zwecks Dunkeladaptionsanpassung stürzte ich mich zum Start meiner Beobachtung auf ein paar Doppelsterne im Sternbild-Dreieck Orion-Taurus-Eridanus wie:
eri.jpg

62 Eri (Eridanus / Sep. 66") A strahlte B fast weg, trotz des großen Abstandes war die Trennung recht knapp sichtbar
S 457 (Orion / Sep. 44") unscheinbar, aber leichter zu trennen als 62 Eri
STTA 53 (Taurus / Sep. 78") zwei graue Mäuse
STTA 45 (Taurus / Sep. 63,7") schicker, dezenter Farbkontrast - leider nicht mit auf dem Bild, da zu weit nordwestlich im Niemandsland gelegen

Dann runter in den Süden einige Doppelsterne in den Sternbildern Eridanus und Lepus:
lep.jpg

STF 576 (Eri / Sep12,3") nur leicht länglich erkennbar, aber vermutlich ein schöner Prüfstern für etwas mehr als 12-fache Vergrößerung
STF 560 (Eri / Sep. 29,6") trennbar und wie so oft wirkt B mausgrau, weil die Komponente deutlich schwächer ist).
S 470 (Pup / Sep. 47,6") beide Komponenten gleich hell bzw. schwach, ein zartes Sternpaar im FG
S 476 (Pup / Sep. 39,3") sehr schick im FG, ein auffallendes Sternpaar mit ordentlichem Farbkontrast
HJ 3759 (Pup / Sep. 26,6") ein schön enges Paar, A ist gelblich weiß, B wirkt zart kupferweiß, wenn es die Farbe geben sollte
Gamma Leporis (auch H VI 40 / Pup / Sep. 95,5") ein Augenöffner und sehr imposanter, heller Doppelstern - B wirkt bräunlich weiß gegen die strahlend weißgelbe Komponente A

Zu guter Letzt an der Grenze zu den Sternbildern Puppis und Monoceros im Möwennebel IC2177:
möweds.JPG

STF 1019 (Mon / Sep. 38,2") mit etwas Konzentration zeigt sich B extrem schwach nordwestlich von A, Abstand ordentlich
STF 1026 (Pup / Sep. 17,8") am südlichen Rand der Möwe, trotz 17,8" Abstand keine Chance, C von AB zu trennen, der Helligkeitsunterschied von 3.6 mag ist vermutlich zu groß

Insgesamt gesehen waren da wieder einige schöne Doppelsterne für Ferngläser dabei. Und ihr wisst ja, was für Ferngläser gut ist, kann für kleine Refraktoren nicht schlecht sein :giggle:

Beste Grüße

René
 
Lynx / Luchs kann was bieten. ;)

Aktuell steht es senkrecht, kann gut von oben nach unten "abgearbeitet" werden, so ab 20:00.
Hier die "interessantere" Auswahl an der Beobachtung vom 14.01.22 mit prächtigem Wetter hier, halbwegs im Rücken zum in etwa Halbmond. Das meiste in 83x angeschaut, in 143x in ein paar Einzelfälle, was aber selten optisch mehr bot. Gerät in der Signatur


5 lyn:
A sehr orange, dazu ein sichtbares C in 95", das im Kontrast dazu fast blau erscheint, ist es aber nicht gem. Daten.

HD 47977
Supernah, sehr chic, 3.8", ein etwas schwächeres B, aber noch direkt sichtbar.

12 lyn
gleich 2 supernahe, B in 2.0" nicht machbar hier, aber immerhin die Richtung angedeutet in 143x, und noch ein C in 8.7". Noch ein D indirekt dazu in 172". ABC ausnahmsweise ein "echtes" Mehrfachsystem gem. Stelledoppie, D ist "uncertain".

HR 2485
Ein Knaller! Etwas gelb, zwei gleich helle 6.3m, ein richtiger König hab ich aufgeschrieben. 4.5". Noch ein indirektes C.

HD 52859
Noch ein supernaher, die Show nimmt kein Ende. 4.0", 2 praktisch gleich helle, nicht zu unterscheiden optisch.

19 lyn
Auch ganz ordentlich, ein ABC in 15" und 215", chic notierte ich.

20 lyn
Nochmals supernaher, nimmt kein Ende!, gleich hell rüberkommend. 7.5m und 12". Farbe +0.19, kommt ab mehr gelb rüber.

HD 75949
Abermals supernaher in 3.7" 8.2m und 8.9m, sieht nach mehr Unterschied aus durch die Nähe. Klar getrennt in 83x, 143x bringt kein Zugewinn am Bild.

DI lyn
Ein ABC, welches A ist nicht auszumachen fürs Erste. In 25" und 142", alle gleiche Grössenordnung 7-8m. A ist der mittlere. Auch dieses gem. Stelledoppie ein "echtes" Mehrfachsystem ABC, allerhand! Auch nicht schlecht ...

Ein sehr erfreulicher Ausflug. ;)

Gruss

Skysafari Liste angehängt, ggf. in *.skylist umbenennen für Import.


Lynx.Liste.jpg
 

Anhänge

Hi. Danke für den Bericht, da warst du ja echt fleißig ;). Ein paar davon habe ich auch schon gemacht (allerdings nicht mit einem kleinen Refraktor), die anderen habe ich mir notiert für meine nächste Tour im Luchs.

Für 12 Lyncis habe ich 144x gebraucht, besser war 216x.

HD 52859, aka STF 1009, konnte ich mit 90x deutlich trennen. Beide weiß und scheinbar genau gleich hell.

19 Lyncis, STF 1062, A,B,D bei 90x, C nicht gesehen. Hat laut SkySafari 12,8, das sehe ich normalerweise nicht von der Stadt aus. A weiß mit vielleicht etwas gelb. B weiß. D weiß/ohne Farbe.

CS, Sebastian
 
Für 12 Lyncis habe ich 144x gebraucht, besser war 216x.
Für die Trennung AB nehm ich an? Zeitweise schimmerte es als getrennt durch hier in 143x, aber nix das man beschwören könnte, die Richtung war jedenfalls klar. Ich befürchte, mein Amiciprisma beeinträchtigt etwas die Feinauflösung, fiel mir immer wieder auf. Unter 2.3" sonnenklar getrennt bin ich mit (max.) 143x noch nie gekommen.

19 Lyncis, STF 1062, A,B,D bei 90x, C nicht gesehen. Hat laut SkySafari 12,8, das sehe ich normalerweise nicht von der Stadt aus. A weiß mit vielleicht etwas gelb. B weiß. D weiß/ohne Farbe.
Ja stimmt, habe es auch so aufgeschrieben, nur hier falsch wiedergegeben. D war der (indirekt ...) sichtbare, nicht C.

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau.

Unter 2.3" sonnenklar getrennt bin ich mit (max.) 143x noch nie gekommen.
Ich denke, für geringe Abstände müsste man höher vergrößern. Wenn ich das richtig sehe, hast du einen 88mm Refraktor. Ein bisschen müsste da schon noch gehen (vielleicht mit einer Barlow?). Aber natürlich müssen die Bedingungen mitspielen.

CS, Sebastian
 
Zeta Orionis (Alnitak) ist mit Distanz ~ 2.3" auch eine Herausforderung, auch wg. der unterschiedlichen Helligkeit der Komponenten.
Steht derzeit zum Feierabend im Meridian :). Dann auch gleich mal Rigel testen, sollte mit 3.5-Zoll bei guter Luft machbar sein.
32 und 52 Orionis sind wohl zu eng für die Öffnung. Erstmal aber besseres Wetter !!!
 
Hallo Steinheil, danke für den Wink zu Alnitak. Mir war gar nicht so bewusst, dass der als Doppelstern firmiert, und so habe ich gestern Abend genauer hingeschaut. Trotz dünner Wolkendecke und fettem Mond - Bedingungen, welche die meisten anderen Beobachtungsziele unmöglich machen - wurde mir ein schöner Moment beschert, denn im 100mm Achromaten war das Paar bei 138x klar getrennt und irgendwie rein vom visuellen Anblick her sehr attraktiv.

Mit dem Bewusstsein, dass dies ein echter physikalischer Doppelstern ist, war die Beobachtung doppelt schön. Hier die Bahnkurve, wie sie im VdS-Doppelsternprojekt zu sehen ist (Robert, ich nehme an, dass es OK ist, sie hier zu zeigen?):
1644709157379.png


Gruss, Christopher
 
Hallo zusammen,

drei DS sind mir vor den 90/600 Apo gekommen:

Lambda Orionis Apo.jpg
Lambda Orinonis
Δ= 4,5", Helligkeiten 3.4m/5.5m, Farbe: weiß / ?

Am unteren Rand steht 37 Ori. Hier finde ich mich in Cr 69 wieder, den ich im FG gezeichnet hatte. im Apo tauchen die schwächen Mitglieder des Haufens auf, die im FG verborgen blieben.

23 Orionis Apo.jpg
23 Orionis
Δ= 31,5", Helligkeiten 4.9m/6,8m, Farbe: weißblau/weiß

38 Gem   Apo.jpg
38 Geminorum
Δ= 7.3", Helligkeiten 4.7m/7.8m, Farbe: weiß/?


Bei der Identifizierung der Farben der schwächeren Komponenten hatte ich so meine Schwierigkeiten, da sie mir im Apo für eine eindeutige Zuordnung doch zu lichtschwach erschienen. Das mag aber auch sehr individuell sein.

Viele Grüße
Uwe
 
Sehr schöner Bericht - vielen Dank.

Zwei helle und derzeit einfach zu findende Doppelsterne sind:
gamma Virginis: noch relativ einfach
epsilon Bootis (Izar): schwerer wegen der unterschiedlichen Helligkeit der Komponenten
mal versuchen...
(Letzte Nacht im 5" Refraktor beide ab 111x sauber getrennt...)
 
Habe gerstern einmal einen 130 f/5 Newton und einen 80ED f/7 vergleichen können.
An Epsilon Lyr.
Ergebnis unter Vorstadtbedingungen war eindeutig:

Im 80ED beide Komponenten bei 120x klar getrennt

Im 130er Newton (bei 90x und 130 x):
Eps2 - eine "Acht", abundzu auch getrennt
Eps1 - länglich bis "Acht", aber nicht getrennt

Das bestätigt meinen Eindruck, den ich mit diesen Teleskopen bei getrennt vonaneinander durchgeführten Beobachtungen hatte.

CS, Tom
 
Hallo Tom, Epsilon Lyr trennt mein SA 70mm Bino bereits bei 60fach. Hier e2 mit Zwischenraum, e1 als gut geformte 8. Da war wohl das Seeing bei dir nur eher mäßig.
Gruß Holger
 
Epsilon 1 ist schwieriger als Epsilon 2.
Eine "klare" Trennung ist für mich ein deutlicher Zwischenraum. Das konnte ich letzte Nacht bei Epsilon 1 im 130 f/6 Triplet erst ab 87x (9mm BGO) erreichen (seeing mäßig bis gut).
 
...und dann war da noch Beta Lyrae:

Lyrae Beta.jpg
N = oben, W = rechts.
In meinem Beobachtungsbuch habe ich die Okularansicht skizziert, daher wirkt die N-W-Markierung ein wenig verunglückt. Ich habe es hier neu ausgerichtet.

Beobachtet im 90/600 Apo mit einem ES 4,7mm Okular (82°). Der Mond war zu 92 % beleuchtet. Beta Lyrae ist der hellste, li. der Mitte. Bereits bei 24x Vergrößerung war die zweite Komponente (unterhalb) direkt zu erkennen. Der Stern oberhalb von "Berta" war nur indirekt erkennbar, dann aber dauerhaft erkennbar (Beta Lyrae C)


EPSILON LYRAE.
1660595003596.png


2x im 90/600 Apo mit zwei versch. Vergrößerungen. Immer ein lohnendes Ziel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist sehr viel abhängig vom seeing (heute 21:45 MESZ extrem gut).

Deshalb heute:

- Epsilon 1/2 Lyr bei 71x (11mm TV Plössl)

- Delta Cyg bei 87x (9mm BGO)

im LZOS 130 f6 Triplet klar getrennt (mit schwarzem Zwischenraum). Bislang meine besten Ergebnisse bei diesen Doppelsternen...:).
 
Es ist sehr viel abhängig vom seeing (heute 21:45 MESZ extrem gut).

Deshalb heute:

- Epsilon 1/2 Lyr bei 71x (11mm TV Plössl)

- Delta Cyg bei 87x (9mm BGO)

im LZOS 130 f6 Triplet klar getrennt (mit schwarzem Zwischenraum). Bislang meine besten Ergebnisse bei diesen Doppelsternen...:).
epsilon 1 ist auch merklich schwieriger - im 85mm Zeiss DiaScope Spektiv und einem 4mm Radian (126x) hab ich die noch nie klar trennen können (max. die Acht). Das Gerät (2012er-Modell) bildet sehr gut ab.

csm
 
Sehr schön ist derzeit auch gamma Del (falls noch nicht erwähnt).

Mit fast 9" Distanz quasi für alle Teleskope trennbar. Interessant ist der Farbunterschied der Komponenten, fast wie bei Albireo...
 
pi Aql, 1.2", 6.2m/6.8m, ist nicht ganz einfach.

Soeben bei gutem seeing im TMB/LZOS 130/780 mit 260x (Radian 6mm, 2x Barlow) sauber getrennt. Noch deutlicher mit 390x (Radian 4mm, 2x Barlow).
 
pi Aql, 1.2", 6.2m/6.8m, ist nicht ganz einfach.

Soeben bei gutem seeing im TMB/LZOS 130/780 mit 260x (Radian 6mm, 2x Barlow) sauber getrennt. Noch deutlicher mit 390x (Radian 4mm, 2x Barlow).
Moin, pi (52) Aql hat 1"42, ist also ein "Dawes-Tester" für 80mm. Hab den sowohl im Tasco 17 V (80/1200) wie auch besser im Zeiss AS 80/1200 bei 171fach getrennt. Da brauchts dann natürlich brauchbares Seeing ;-) An dem teste ich jeden 80er, den ich in die Hände bekomme ;-)

Greetz Hannes
 
Moin, ja ich orientiere mich an Stelle Doppie ... hier steht er mit 1"4 drin (letzte gemeldete Beobachtung 2019) WDS 19487+1149 STF2583AB - Pi Aql
Greetzles Hannes
Coole Website, kannte ich noch gar nicht - ist gebookmarked, denn wenn es mir hier zu diesig ist, müssen auch bei mir ein paar Doppelte dran glauben - oder wenn der 60mm-MiniApo noch von der Sonnenbeobachtung im Garten steht und vom Vollmond beschienen wird...

CS,
Stefan
 
Ich mache seit Jahren Doppelsterne, auch um die Optiken zu testen, auch in mondlosen Nächten bei bestem seeing.

Die geringste Vergrößerung zur eindeutigen Trennung ist hierbei mein Maßstab.

Meine highlights waren bislang Sirius bei 39x (130 f6 Triplet) und Antares bei 175x (107 f6.5 Triplet), dieses Jahr und in Südwestdeutschland (in Namibia keine Kunst... ;)).
 
Ich mache seit Jahren Doppelsterne, auch um die Optiken zu testen, auch in mondlosen Nächten bei bestem seeing.

Die geringste Vergrößerung zur eindeutigen Trennung ist hierbei mein Maßstab.

Meine highlights waren bislang Sirius bei 39x (130 f6 Triplet) und Antares bei 175x (107 f6.5 Triplet), dieses Jahr und in Südwestdeutschland (in Namibia keine Kunst... ;)).
Sehr löblich und immer besser als nur nach den Spuren des Großen Strehl zu starren... Gibt nichts Besseres als am Himmel zu testen - einfach, weil es Spaß macht!

Allzeit ruhige Luft,
Stefan
 
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