Ab gestern Nachmittag sah es so aus als könnte sich gegen Mitternacht für 2-3 Stunden eine Beobachtungslücke ergeben, genau dann, wenn auch die Planeten sichtbar werden.
Als ich dann ab 23:00 Uhr Sterne sehen konnte habe ich mal aufgebaut.
Ich wusste, dass die Bedingungen nicht perfekt sein würden, aber ich wollte insbesondere auch sehen wie "groß" Saturn und Jupiter mit meinen Okularen sein würden, sprich ob ich mit den mit dem 150er möglichen Vergrößerungen zufrieden sein würde oder mach mehr gelüste
Auch wollte ich sehen ob die XWA 4.7 und 3.5 überhaupt sinnvoll an den Planeten einsetzbar sein würden.
Und ich wollte mich endlich mal an Pluto und Neptun versuchen, die ich beide bisher noch nie gesehen hatte
Wirklich gut waren die Bedingungen nicht, es waren immer Zirren in der Luft, dazu kam der Vollmond, der durch einen deutlich sichtbaren Hof geziert war ...
Der Rand des Mondes flimmerte deutlich und zeigte stellenweise auch etwas Farbe.
Auch Sterntests zeigten ziemlich zappelnde Beugungsfiguren.
Dennoch ging ich es an, ich wollte Saturn endlich mal wieder in guter Größe und Qualität live sehen.
Das StarSense System hat wieder perfekt funktioniert, einmal justiert trifft es während der gesamten Beobachtungszeit zu 100%, man macht sich keine Gedanken mehr darüber und nutzt es einfach.
Toll ist, dass man dadurch problemlos zwischen den Objekten hin und her springen kann ohne jedesmal lange suchen zu müssen.
Ich fokussiere beim Okularwechsel sehr gerne an einem mittelhellen Stern, was ich mir früher gerne verkniffen habe weil die Suche nach dem eigentliche zu beobachtenden Objekt so lästig war.
Dank StarSense ist das nun völlig unproblematisch.
Da Saturn und Jupiter noch hinter einem Berg waren versuchte ich mich zuerst an Pluto, der recht nah am Vollmond stand - keine Chance...
Als Saturn dann endlich sichtbar wurde waren die ersten Bilder ziemlich enttäuschend, aber als er nach 30 Minuten höher am Himmel stand kam bei mir doch noch Begeisterung auf.
Auch Saturn zeigte in den Okularen einen deutlichen Hof, was für die Feuchtigkeit in der Luft sprach :-(
Dennoch war er relativ knackig und Cassini war anfangs blickweise, später durchgängig sichtbar.
Die Vergrößerung konnte ich mit der Zeit von 140 über 180 bis 240x steigern, die Bedingungen wurden immer besser, waren aber lange nicht perfekt.
Von den Monden war nur Titan sichtbar, wie gesagt, der Himmel war sehr hell...
Bei Jupiter dann das selbe Spiel, zuerst nicht besonders gut aber mit zunehmender Höhe und fortschreitender Zeit wurde es besser.
Natürlich waren Wolkenbänder zu sehen, aber leider doch ziemlich kontrastarm.
Durch die größere Helligkeit hatte Jupiter auch einen ausgeprägteren Hof als Saturn, und auch an den Rändern von Jupiter waberte es deutlich.
Vier Monde waren zu sehen, blickweise sogar klar als Scheibchen, für mich ein völlig neues Erlebnis
Gegen 3 Uhr wurden die Bedingungen wieder schlechter und ich habe abgebaut, natürlich nicht ohne vorher noch einen Blick auf den hinterm Berg vorlugenden Neptun zu werfen
Natürlich habe ich auch dieses mal mein übliches Spiel gemacht ein Auge zu schliessen und direkt mit der beidäugigen Beobachtung zu vergleichen.
Dabei ging es mir dieses mal nicht um die erhöhte Lichtsammelleistung sondern ich wollte sehen, was es mit der zusätzlichen virtuellen Vergrößerung auf sich hat.
Man liest ja immer der Faktor sei um 1.25 und ich denke das kommt hin, ein im Gesichtsfeld zentrierter Saturn erschien mir mit beiden Augen um 25% größer als mit einem Auge.
Wirklich toll ist aber die Plastizität die der Planet mit 2 Augen gewinnt, nein, natürlich nicht dreidimensional, aber deutlich irgendwie plastisch und wirklich sehr ästhetisch.
Schon nach den wenigen Beobachtungen ist mir die Technik in Fleisch und Blut übergegangen, alles ist völlig intuitiv, man benutzt es einfach und kann sich komplett aufs Beobachten konzentrieren.
Auch wenn die Bedingungen bestenfalls mittelmäßig waren kann ich sagen, dass ich noch nie so einen tollen Saturn gesehen habe, auch nicht mit dem 12.5" Portaball.
Meinen persönlichen Bedarf an "Planetenteleskop" erfüllt das Bino mit Bravur, mehr brauche ich nicht.
An offenen Sternhaufen sowie Milchstraßenwandern ist es erwartungsgemäß perfekt und an Galaxien hat es meine Erwartungen sogar übertroffen.
Selbst faint fuzzies, die ich bisher (monokular) immer recht langweilig und uninteressant fand, haben mit dem 150er Bino ihren Reiz, was ich so niemals erwartet hätte.
Der weak point sind definitiv die Kugelsternhaufen, hier ist mehr Öffnung nicht zu kompensieren, aber dessen war ich mir immer bewusst.
Was aber nicht bedeutet, dass man nicht mit Freude Kugelsternhaufen beobachten könnte, aber 12.5" glänzen da doch deutlich mehr...
Was mit Filtern in Sachen Nebel möglich wäre werde ich erst gar nicht ausprobieren, zu diesem Thema schlage ich ja einen komplett anderen Weg ein.
Auch mit meiner Okularwahl bin ich sehr zufrieden, ich mag einfach diese weiten Felder und an der optischen Qualität habe ich absolut nichts auszusetzen.
Meine Angst, dass die Nachführung bei 240x schon in Stress und durch Nachschwingen zittrige Bilder ausarten könnte war absolut unbegründet.
Fazit:
Das 150er APM erfüllt meine Erwartungen zu 100%, eher werden sie sogar noch übertroffen.
Auch die Wahl der Montierung mit Stativ, Kurbelsäule und Fluidhead ist perfekt.
Ich kann mir kein Instrument vorstellen, welches mir (bei gleicher usability) so viel Freude machen könnte.
Deshalb weiss ich auch, dass ich mich nicht mehr nach anderen Instrumenten umsehen muss, für mich ist damit das maximal machbare erreicht.
Allerdings muss auch der Himmel dazu passen, bei Beobachtungen unter nicht 100% perfekten Bedingungen kann das Instrument seine Qualitäten natürlich nicht ausspielen.
Ich bin wirklich gespannt, was mich da noch an den Okularen erwartet, wenn die Bedingungen mal wirklich stimmen...
Grüße Jochen